Gastbeitrag Rolf Kalthöfer, Vorsitzender Allgemeiner Verband niederrheinischer Arbeitgeber, über die Förderung des Nachwuchses So kurbelt die Unternehmerschaft den Forschergeist an
Der Förderverein der Ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche an der Hochschule Niederrhein finanziert unbürokratisch Maßnahmen, die den Studierenden oder den Fachbereichen Elektrotechnik und Informatik bzw. Maschinenbau und Verfahrenstechnik zugute kommen.
Die Förderung greift dort, wo im normalen Etat der Hochschule keine Gelder zur Verfügung gestellt werden können.
Ein Beispiel für das Wirken unseres Fördervereins, der sich 1961 gegründet hat: Im 20. Jahr vergeben wir Preise. Einmal im Jahr wird der Preis des Fördervereins vergeben und einmal im Jahr der Ewald-Kalthöfer-Preis. Ausgezeichnet wird die beste Abschlussarbeit – Bachelor oder Master – im jeweiligen Fachbereich. Die Preise sind jeweils mit 1000 Euro dotiert. Entscheidend ist dabei nicht die Note, sondern der Praxisbezug, den die Arbeit bietet. Das geförderte Werk kommt immer aus einem betrieblichen Zusammenhang. Der Nutzen ist erkennbar. Das kommt unserer regionalen Wirtschaft zugute und schafft eine Verbindung zwischen Hochschule und Unternehmen. Den Mitgliedern unseres Fördervereins ist es wichtig, die Absolventen an dieser Schnittstelle abzuholen. Dadurch entsteht eine Win-Win-Situation sowohl für die Studierenden als auch für die Unternehmen.
Die Unternehmerschaft Niederrhein übernimmt als Träger im Förderverein die Geschäftsführung. Damit unterstreicht der Arbeitgeberverband, dem ich im Vorstand angehöre, seine Verbundenheit zu diesem seit Jahrzehnten gelebten Austausch. Wir unterstützen den Wissenstransfer von der Hochschule in Unternehmen und kurbeln praxisorientierte Forschungsansätze aus dem Krefelder Campus-Süd für die regionale Wirtschaft an.
Ein Beispiel für eine Abschlussarbeit, die wir honoriert haben: Ein Student hat sich um die Hardware-Entwicklung im Bereich Mikrowellentechnik beschäftigt. Er zeigte die Integrierbarkeit gewöhnlicher Kameras und die Datenübertragung mittels Funkwellenausbreitung im schwierigen Umfeld eines Hüttenwerks auf. Der junge Mann entwickelte Lösungen zur Überwindung sowohl von extremer Hitze als auch großer Distanzen zwischen signalstörenden Maschinen aus Metall. Quasi nebenher erhöhte unser Preisträger die Wirtschaftlichkeit des gesamten Prozesses deutlich. So konnte er durch Sammeln neuer Daten über das Temperaturverhalten einer Kamera die dazugehörige Wasserkühlung optimieren und den Wasserverbrauch des Kühlungsprozesses reduzieren (7800 Liter/Tag). Das ist ein enormer Praxiszugewinn. Eine solche Arbeit ist es wert, mit einem Preis ausgezeichnet zu werden.
Die Kommunikation im Viereck Förderverein, Hochschule, Arbeitgeberverband und Studierende ist sehr gut. Die Dekane der beiden Fachbereiche 03 und 04 – Elektrotechnik und Informatik sowie Maschinenbau und Verfahrenstechnik – haben ein feines Gespür, welche Studierenden in unser Profil passen. Es ist für uns als Unternehmerschaft Niederrhein ein Erlebnis, uns mit den jungen Forschergeistern zu befassen, die die Dekane Thomas Meuser und Patric Enewoldsen uns ans Herz legen.
Die Kultivierung dieser intakten Förderverein-Kulisse in Verbindung mit den Preisverleihungen ist ein Hebel gegen ein großes Problem unserer Wirtschaft: den Fachkräftemangel. Darauf haben wir noch nachdrücklich bei der Mitgliederversammlung des Allgemeinen Verbandes niederrheinischer Arbeitgeber im vergangenen Herbst hingewiesen. Indem wir gute Leute fördern, setzen wir ein Signal, dass talentierter Nachwuchs nicht abwandert. Forschergeist, Ideen, Mut und Innovationskraft müssen in unsere Betriebe einfließen.
Unser Förderverein sieht sich nicht nur als Preisstifter. Die Ermöglichung von Auslandsaufenthalten und die Unterstützung eines studentischen Racing-Teams für die Entwicklung eines Elektrorennwagens sind weitere Themen.