Blaulicht Solingen: Vier Männer wurden bei einer Razzia im Clanmilieu festgenommen
Solingen/Wuppertal · Solinger gilt als Kopf der Bande.
Nachdem es im Dezember 2022 bundesweit eine großangelegte Razzia gegen Mitglieder des bekannten Familienclans Al-Zein gegeben hatte, hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf nun Anklage gegen vier Verdächtige im Zuge dieser Ermittlungen erhoben. Den Männern im Alter von 29 bis 38 Jahren – zwei davon inklusive des mutmaßlichen Kopfes der Gruppe aus Solingen – wird Handel mit betrügerisch erlangten oder gestohlenen Fahrzeugen vorgeworfen. Der mögliche Solinger Drahtzieher der Bande muss sich außerdem wegen versuchter Erpressung und illegalen Glücksspiels verantworten. In Solingen wurden in diesem Zusammenhang im Dezember mehrere Gebäude durchsucht – etwa an der Brühler Straße, der Konrad-Adenauer-Straße und der Unteren Wernerstraße. Zwei der vier Männer wurden dabei festgenommen.
„Der Hauptverdächtige soll seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit Straftaten bestritten haben“, berichtet Matthias Roth, Sprecher des Landgerichts Wuppertal, wo der Vorgang anhängig ist. Die Gruppe soll bei ihren Machenschaften streng arbeitsteilig vorgegangen sein: Die Fahrzeuge, darunter hochpreisige Luxusmodelle wie ein Porsche Panamera oder Mercedes Benz S 350 D, wurden den Vorwürfen nach für Unternehmen betrügerisch angemietet oder geleast und im Anschluss unterschlagen. „Die Vertragsbedingungen wurden offenbar zunächst erfüllt und die Leasing-Raten und der Mietzins gezahlt. Damit wollten die Angeschuldigten womöglich verhindern, dass die Fahrzeuge zur Fahndung ausgeschrieben werden“, so Roth. Ein fünfter Verdächtiger werde gesondert verfolgt – dieser soll mit den Männern kooperiert haben.
Um die Fahrzeuge wieder verkaufen zu können, soll sich der 29-jährige Solinger illegal Blanko-Fahrzeugbriefe und Blanko-Fahrzeugscheine beschafft haben. Wie genau die Papiere gefälscht wurden, ist noch unklar. Die 3. Strafkammer am Landgericht Wuppertal entscheidet nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens. Falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, drohen den Männern Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren. Federführend geführt werden die Ermittlungen im Clanmilieu von der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen, kurz ZeOS NRW. Bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelt, ist diese auf die Bekämpfung organisierter Kriminalität spezialisiert.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) setzt im Kampf gegen die Clanstrukturen auf eine „Politik der tausend Nadelstiche“. Dabei sollen neben den Strafverfolgungsbehörden auch Ordnungsämter, Steuerfahndung und Zoll eingebunden werden.
Auch engmaschige Kontrollen von Wettbüros und Shisha-Bars gehören zu Reuls Strategie.