Velbert Soll Panorama-Radweg Schienen weichen?

Velbert. · Mehrheitlich hat der Rat dem Finanzplan der Stadt für 2020 zugestimmt und ebenfalls beschlossen, zu prüfen, wie Velbert-Mitte langfristig wieder einen Bahnanschluss für den ÖPNV bekommen kann.

Der Panorama-Radweg könnte zugunsten einer Schienentrasse aufgegeben werden.

Foto: Technische Betriebe Velbert Böker

Gegen die Stimmen von Bündnis90/Die Grünen, den Linken, der FDP, Piraten und dem parteilosen Hans-Dieter Schneider wurde vom Rat der Haushalt für 2020 verabschiedet. Zuvor bezogen die Fraktionsvorsitzenden Stellung zum Finanzplan, beginnend mit der CDU als der größten Fraktion. Für Manfred Bolz war dies die letzte große Rede: „Ich lege mein Amt im Januar nach 25 Jahren als Fraktionsvorsitzender nieder, ich bleibe weiter im Rat, kandidiere bei der nächsten Kommunalwahl allerdings nicht mehr.“

Christdemokraten hoffen auf eine
positive Entwicklung in Neviges

Die im Regionalplan vorgeschlagenen neuen Siedlungsbereiche in Neviges und am Asbruch lehnt Bolz ab, die Entscheidung für die Gewerbefläche „Großes Feld“ bezeichnet er als richtig für die Zukunft des Gewerbestandortes. Das beschlossene integrierte Handlungskonzept für Neviges und die künftige Nutzung des Schlosses Hardenberg lassen für die CDU auf eine positive Enwickling für Neviges hoffen. „Es gilt, nicht locker zu lassen und weitere positive Akzente zu suchen und zu setzen.“

SPD-Fraktionschef Rainer Hübinger hob die Eröffnung der städtischen Gesamtschule Neviges als Sternstunde hervor. „Gerade noch in letzter Minute haben wir den Sportplatz Siepen gerettet. Die ganze Anlage hat auch eine soziale Funktion“, stellte Hübinger fest. Er kündigte an, über einen Kunstrasenbelag nachzudenken, wenn es positiv für den Siepen läuft.

Esther Kanschat (Grüne) lehnt den neuen Haushalt ab, weil ihm die notwendige Nachhaltigkeit fehle, denn nur die garantiere Zukunft. Ihren Ratskollegen gab sie eine Weisheit von Friedrich Schiller mit auf den Weg: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ August Friedrich Tonscheid (Velbert anders) hofft auf einen gewissen Umschlag an Besuchern, wenn nach 20 Jahren endlich das Schloss wieder instandgesetzt ist. Die ersten Sitzungen der Altstadtkonferenz erzeugten Hoffnung: „Das war aber nur ein erster kleiner Schritt“.

FDP-Mann Thorsten Hilgers spricht von einer „rückwärts gewandten Projektidee“, die vorhandene Gewerbefläche am Nevigeser Bahnhof zu einer „Parklandschaft am Wasser“ werden zu lassen, wie es die Ratsmehrheit plant. „Das halten wir für eine Verschwendung des gewerblich nutzbaren ­Geländes.“

Piraten: Überschuss ist kein Puffer, um Risiken auszugleichen

Harry Gohr (Linke) lobte die Beteiligung der Bürger bei der Erstellung des Schlosskonzeptes und betonte den Einsatz seiner Partei für die zweite Gesamtschule. Dirk aus dem Siepen (Unabhängige Velberter Bürger) tat sich schwer, dem Haushalt zuzustimmen, weil der „Spitz auf Knopf genäht“ sei. Er sieht zudem noch viel Sparpotenzial. Martin Schwarz (Piratenparetei) kann in dem Haushaltsüberschuss von 280 000 Euro keinen Puffer erkennen, um Risiken auszugleichen.

Eine Busverbindung über das Wohngebiet Pöthen, eine Stadtbahnstrecke für den Raum Niederberg, eine Schnellbusverbindung zwischen Velbert und Düsseldorf – neben dem Haushalt hat der Rat zahlreiche Prüfaufträge auf den Weg gebracht. Skeptische Stimmen sahen jedoch wenig Aussicht, dass die Wuppertaler Stadtwerke dem Wunsch der SPD nach Anschluss des Pöthen an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nachkommen – das Anliegen sei schon mehrfach geprüft und wegen der dort zur Verkehrsberuhigung verbauten Schwellen abgelehnt worden.

Neben der Einrichtung eines 15-Minuten-Taktes für die Linie 649 in den verkehrsreichen Zeiten und die Anbindung der Schnellbuslinie 66 an Schwebebahn- und S-Bahnhof in Vohwinkel durch Verlängerung der Route über den Hauptbahnhof Wuppertal hinaus stand auf der Liste der Sozialdemokraten auch die Prüfung einer Stadtbahnstrecke von Mettmann-Stadtwald über Wülfrath, Tönisheide, Velbert-Mitte und Heiligenhaus bis zur Stadtbahn Ratingen beziehungsweise Düsseldorf. Niederberg müsse endlich wieder einen Anschluss an den schienengebundenen ÖPNV bekommen, der nicht unbedingt Niederbergbahn heißen müsse.

Deren Trasse sorgte allerdings schon für den Einstieg in eine Fachdiskussion: Soll der erfolgreiche Panorama-Radweg für eine Wiederbelebung der Schienentrasse aufgegeben werden? Auch die Frage, wie lange es dauert, eine komplett neue Trasse planungsrechtlich festzuzurren, stand am Abend im Raum. Nach einer lebhaften Diskussion der Politiker schloss sich der Stadtrat aber mit einer großen Mehrheit dem Prüfauftrag an.