Auch so kann EM-Fieber aussehen: "209? Hab’ ich schon, aber die 225, die fehlt mir noch. Tauschst Du?"

Für ein paar Minuten verkommen die EM-Helden Miroslav Klose und Per Mertesacker zur bloßen Nummer. Panini-Tauschbörse. Hier geht es um das Abbild der großen Idole und da ist ein Grieche Namens Antzas genau so viel wert, wie ein Luca Toni.

"Mir fehlen nur noch 166", meint Niclas, während Mama Silke Koetz schon eifrig die Doppelten-Liste, des Tischnachbarn durchforstet.

Fast 50 Kinder, Mütter und Väter haben sich eingefunden und nicht immer scheinen dabei die Kinder, als "eigentliche Besitzer" des Sammelalbums die treibende Kraft zu sein.

"Hoffentlich kriegen wir heute das Album voll, damit wir endlich wieder ein normales Familienleben führen können", sagt Annette Dornieden augenzwinkernd und ist in Nummernlisten vertieft, während Sohn Jonas sich bereits zu langweilen scheint.

In diesem Fall ist Papa Christian der "Infektionsherd". Jetzt ist er arbeiten. "Doch jeden Morgen nach dem Aufstehen geht der erste Weg noch im Schlafanzug an den PC - Bilder tauschen. "Seine ersten Sammelalben sind, glaube ich, aus den 70er-Jahren", sagt Annette Dornieden.

Olaf Schmiemann hat mit der WM 1990 angefangen. "Damals ging es uns noch darum, die Helden zu sammeln - die Deutschen vor allem. Das hat sich etwas gewandelt, jetzt muss das Heft voll werden", sagt er.

Er ist für die Töchter Merle (9) und Jule (6) da. Die haben bei der WM 2006 mit dem Sammeln angefangen - mit Wohlwollen des Vaters freilich.

Für viele der Jungen und Mädchen, die am Donnerstag so eifrig tauschten, war die WM 2006 der Start für ihr erstes Sammelalbum gewesen. Damals gab es auch die erste Sammelbörse bei der TSG.

"Die Leute haben bis auf die Terrasse gestanden", erinnert sich André Meister. Diesmal ist es zwar nicht ganz so voll, aber die EM hat ja gerade erst angefangen.

Sofia Toris (12) drückt den Griechen die Daumen. "Das wird schon noch", sagt die junge Fußballerin. Sie hält ein dickes Paket doppelter Bilder in der Hand.

Papa, Oma, Opa - alle stecken ihr immer mal wieder eine Paket zu. Für Nico Walschburger gibt es schon mal ein "Päck" für gute Noten.

Viele junge Sammler müssen aber auch - zumindest teilweise - ihr Taschengeld investieren.

Nils Gertler könnte wohl bei Wetten-Dass auftreten. Als einer der wenigen setzt er nicht auf den Nummernvergleich, sondern weiß schon vom Bild her, wer ihm noch fehlt.

"Wenn das bei den Englisch-Vokabeln später genauso geht, bin ich zufrieden", sagt Mama Simone. 100 neue Bilder hat Nils schon ertauscht, die gilt es jetzt erst einmal abzuspeichern.

Doch halt, schon fast 17 Uhr. Zeit sich auf den richtigen Fußball vorzubereiten. Denn Fans sind alle nebenbei auch. "Schweini" ist Nils’ Favorit und auch wenn der am Donnerstag nicht von Anfang an spielt, ist klar, dass Fußball geguckt wird.

Also auf zum nächsten Treff - in die Gaststätte zum Amtshaus. Da geht dann mit vielen Freunden vor dem Großbildschirm das richtige Fußballfieber los.