Endlich mal nicht auf Achse

In der Weihnachtszeit steht für Klaus-Peter Niemann der Fahrtenschreiber still. Er genießt das mit der Familie.

<strong>Sprockhövel. Zeit haben. Für Klaus-Peter Niemann hat Weihnachten seine ganz besondere Bedeutung. Drei Wochen frei - sein Jahresurlaub, weil das Geschäft dafür sonst keinen Spielraum lässt. Feiertage, Geburtstage, Urlaube kennt der 41-Jährige sonst so gut wie nicht. Denn Niemann ist Fernfahrer und pendelt für die kleine Spedition Berninghaus das ganze Jahr über zwischen Sprockhövel und dem Saarbrücker Raum. Eine Leben nach Uhr und Tachoscheibe, bestimmt durch Lenk-, Schicht-, und Ruhezeiten. "Ich bin zwar mit Leib und Seele Fernfahrer, aber ich genieße jede Minute, die ich jetzt zu Hause bin", sagt Niemann. Zeit für Ehefrau Corinna, deren zwei Kinder aus erster Ehe und den gemeinsamen Sohn Jonathan (4), der den Vater sonst nur jeden zweiten Tag kurz und am Wochenende zu Gesicht bekommt. Einkaufen, mit dem Kleinen spielen, mal ausschlafen - für Niemann ist die Weihnachtszeit ein außergewöhnlicher Genuss, selbst wenn diesmal noch ein Umzug dazu kommt. Auch dafür ist im restlichen Jahr keine Zeit.

"Der Lkw muss ständig ausgelastet sein, sonst lohnt sich das Geschäft bei den hohen Kosten nicht", sagt Gudrun Plaege, Disponentin bei Berninghaus. Stahl laden in Remscheid, Zaunpfähle in Halver, unterschiedliche Waren bei DHL in Hagen - was Plaege am Telefon vereinbart und auf die 13,65 mal 2,44 Meter große Ladefläche des Sattel-Zugs rechnet, muss Niemann umsetzen.

Trotzdem weiß der 41-Jährige diesen geregelten Rhythmus zu schätzen. Er kennt es auch anders, war in 16 Berufsjahren als Fernfahrer schon in Süd- und Nordeuropa auf Achse, hat einen Generalstreik der Fernfahrer in Spanien miterlebt, der ihn zehn Tage festhielt, und vier Konkurse von Speditionen mitgemacht.