Freie Schulwahl hat Grenzen

Gennebreck und Hobeuken fürchten, Schüler abweisen zu müssen, weil die Anzahl der Klassen vorab festgelegt wird.

Sprockhövel. Freie Schulwahl - von wegen! An den kleinen Grundschulen Gennebreck und Hobeuken sieht man diese Absicht, die im neuen Schulgesetz mit der Auflösung der Schulbezirke verfolgt wird, ad absurdum geführt. 34 Kinder haben in Gennebreck im Rahmen des gerade laufenden Anmeldeverfahrens für kommendes Schuljahr Interesse an einer Einschulung angemeldet - davon vereinzelt auch aus anderen Bezirken. Demnach wird die Schule bei einer ohnehin schon kritischen erlaubten Klassenstärke von maximal 30 Kindern Bewerber abweisen müssen.

Hintergrund: Mit der Festlegung der Zügigkeit für ihre Grundschulen soll den Städten nach dem Wegfall der Schulbezirke noch eine Steuerungsmöglichkeit gelassen werden, um die vorhandenen Schulen auszulasten. Rechtlichen Anspruch auf einen Platz für ihr Kind haben Eltern weiter nur an der wohnortnächsten Schule. Für Evelyn Müller nachvollziehbar: "Was ist, wenn sich plötzlich viele Eltern für eine kleine Schule entscheiden? Die Stadt kann es sich nicht leisten, dort neue Räume aufzubauen, während gleichzeitig in den größeren Schulen in Haßlinghausen und am Börgersbruch, die gerade erst ausgebaut wurden, vielleicht Klassen leer stehen."

Bei 217 prognostizierten Schulanfängern im Jahr 2008 und zehn geplanten Eingangsklassen an allen fünf Sprockhöveler Grundschulen würde sich eine weitere Klasse auch aus Personalsicht gegenüber dem Schulamt kaum begründen lassen", ergänzte Schulplaner Frank Beenen.

Die rechnerische Klassenstärke von durchschnittlich 22 Kindern wird sich in der Praxis allerdings kaum einstellen. In Hobeuken etwa ist für die kommenden Jahre anhand der in Schulnähe wohnenden Kinder stetig mit rund 30 Erstklässlern zu rechnen. Auch die Schulpflegschaft dort hätte sich die Möglichkeit gewünscht, bei Bedarf noch eine Klasse zu teilen. Wie in Gennebreck gibt es dort sechs Klassenräume und derzeit fünf Klassen.

Während die SPD im Ausschuss der Einzügigkeit zustimmte, bat Fraktionschef Klaus Knippschild gestern Schulministerin Barbara Sommer in einem offenen Brief, anhand der Fälle Gennebreck und Hobeuken zu prüfen, ob nicht gerade in ländlichen Bereichen Ausnahmeregelungen möglich seien.