Oldtimer: Traumauto vom reichen Freund
Werner Wiechert erhielt einen Ford T aus Amerika – geschenkt.
Horath. Da rieb sich so mancher verwundert die Augen, als am Samstag ein Holzauto von Sprockhövel nach Horath über die Elberfelder Straße tuckerte. Für Werner Wiechert, der mit dem berühmten T-Modell von Ford in der Lastversion zur "Jungfernfahrt" startete, war es in jedem Fall ein Traum. Den konnte sich der Karosseriebaumeister und Autonarr aus Horath dank spezieller Unterstützung aus Texas erfüllen. In diesem Fall war es nicht der reiche Onkel, sondern ein allerdings ebenso gut betuchter Freund aus Übersee. So ist die Geschichte fast ebenso traumhaft wie das Auto, das Wiechert jetzt wieder ans Laufen brachte.
"Eigentlich verdanke ich alles meiner Frau Irene", lacht der 58-Jährige. Sie ist Dänin und arbeitete Anfang der 70er Jahre als Au-pair-Mädchen in Island, wo sie und ihre Freundin Bente den US-Soldaten Jeff kennenlernten. Bente heiratete ihn später, aber auch zu Irene riss Kontakt nicht ab.
"Jeff ist auch für mich ein Freund geworden", erzählt Werner Wiechert von Besuchen in Texas und Gegenbesuchen von Jeff in Deutschland. Klar, dass dabei auch Werners Autoleidenschaft zur Sprache kam und seine Vorliebe für das Ford T-Modell. Als Meisterstück hatte er einst ein solches Exemplar restauriert³. Die Lastversion als One-Ton-Truck, fasziniert ihn besonders.
Jeff, der in Texas erfolgreich nach Öl bohrte und die Gewinne für Anleger in den Golfplatz- und Hotelbau investiert, dachte an seinen Freund Werner aus "Good old Germany", als er zufällig auf ein gut erhaltenes T-Modell stieß.
Nur Irene wurde eingeweiht, denn es sollte eine Überraschung für den Gatten werden. Und die gelang völlig. "Ein Mercedes-Händler hat mich gefragt, ob ich in Bremerhaven ein Auto aus Übersee für ihn abhole. Da rollte dann plötzlich das T-Modell aus dem Schiffscontainer. Ich habe vielleicht Augen gemacht." Wiechert muss lachen, wenn er das erzählt.
Das war im vergangenen Herbst. Einige Monate hat es gedauert, um das Schätzchen auch wieder fahrtüchtig zu machen. "Zwar hatte Henry Ford einst gemeint, die Technik müsse so einfach sein, dass jeder Dorfschmied den Wagen reparieren könne, doch das gestaltete sich dann doch komplizierter. Einen kompletten Kabelbaum als Ersatz für die korrodierte Elektrik schickte Jeff zwar noch aus USA, aber auch die Zündanlage machte Probleme. Dass der Motor lange nicht gelaufen war, bewies die Tatsache, dass der Tank kein bisschen nach Benzin roch. Doch schließlich gelang das Kunststück, dank eines dicken Handbuchs und der Feierabend-Hilfe eines Freundes.
Pionier Das T-Modell von Ford wurde ab 1908 gebaut und war ab 1914 das erste am Fließband gefertigte Auto. Bis 1927 wurden 15 Millionen Stück produziert. Der Vierzylinder leistete 20 PS, Höchstgeschwindigkeit 65 km/h.
One-Ton-Truck Als Lastversion erhielt die Grundversion lediglich einen Holzaufbau. Wiecherts Exemplar wurde 1923 gebaut und ist heute ein Vielfaches des damaligen Preises (600 Dollar) wert.