Senioren: Spielplatz für Alte nur Spielerei?

Gesucht wird ein Ort, an dem sich junge Alte „austoben“ und treffen können. Die Verwaltung geht das langsam an.

Sprockhövel. Nürnberg und München haben schon welche, Hattingen plant sie angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung: Spielplätze für Senioren und im Freien gelegene Treffpunkte der Generationen kommen in Mode. Jetzt wird auch in Sprockhövel darüber nachgedacht, wie und wo man geeignete Flächen dafür finden könnte.

Den Ausdruck "Seniorenspielplatz" bezeichneten die Politiker im Sozialausschuss, der sich damit befasste, als nicht glücklich, er wirke verniedlichend. Darüber, dass die Idee - eventuell unter dem Titel "Treff für alle" - durchaus ernsten Hintergrund hat, war man sich allerdings einig. Bis zum Jahr 2025 werden Prognosen zufolge 38 Prozent der Sprockhöveler 60 Jahre und älter sein, da sind neue Konzepte für das Zusammenleben gefragt (siehe Kasten).

"Wir müssen gerade an die jungen Alten denken, die noch Aktiv sind und keine Lust auf die üblichen Seniorentreffs haben", sagte Ingeborg Gerhard (CDU). Sie verwies allerdings auch auf bestehende Angebote in Sportvereinen. "Ich denke Alt und Jung haben sich in der Gesellschaft lange genug immer weiter auseinander dividiert, die Großfamilie gibt es schon lange nicht mehr, da ist es Zeit, dass man sich wieder aufeinander zu bewegt und öffentliche Treffpunkte schafft", sagte Dietmar Bierenbreier (SPD).

"Eine Boccia-Bahn, vielleicht ein Großschachspielfeld, Tischtennisplatten oder sogar Trimmgeräte", nannte Evelyn Müller, Leiterin des Fachbereichs Jugend, Familie und Soziales, als Möglichkeiten für einen solchen Platz. Das Problem nur: Er darf im Prinzip nichts kosten und es muss gewährleistet sein, dass die Anlage nicht in kurzer Zeit herunterkommt, weil sie durch andere Gruppen - vor allem Jugendliche - zerstört würde.

So sprach sich Markus Gronemeyer aus der Praxis heraus energisch gegen solche Spielplätze aus. Das SPD-Ratsmitglied arbeitet beim Bauhof und verwies darauf, dass es ein Schachfeld in der ehemaligen Grünanlage neben dem Rathaus bereits einmal gegeben habe, das aber sehr schnell heruntergekommen sei "Da setzt sich doch abends kein Senior mehr hin, und das Geld ist weg. Der Pflegeaufwand für die Stadt wäre immens", sagte Gronemeyer.

Ausschließen könne man Jugendliche von solchen Plätzen aber auch nicht, hieß es. Am Busbahnhof Haßlinghausen etwa fühlen sich derzeit Jugendliche durch die neue Bebauung ihres ehemaligen Treffpunkts beraubt und fordern eine Alternative.

Ob Spielplatzpate, wie von Christel Offermann angeregt, die das Thema im Seniorenausschuss auf den Tisch brachte, eine Lösung sein könnten, wird skeptisch gesehen. Andererseits, sei es einen Versuch wert, sagt Evelyn Müller.

Neue Stelle Zu den bisher zwei Mitarbeitern (eineinhalb Stellen) im städtischen Seniorenbüro könnte bald eine weitere Halbtagskraft hinzukommen. Die Stelle zahlt der Kreis, wenn gewährleistet ist, dass die Pflegefachberatung ausgebaut wird. Neben der Pflegeberatung, die das Seniorenbüro derzeit bereits leistet, betreut es Seniorengruppen, organisiert Theaterfahrten und Seniorenveranstaltungen.

Seniorenkonzept Die Verwaltung hat jetzt ein Grobkonzept für die "Gestaltung des Demografischen Wandels" erarbeitet. Schwerpunkte liegen in der Förderung von barrierefreien Wohnungen und Pflegeangeboten - auch freiwilliger Art. So wird beispielsweise eine Freiwilligenagentur angeregt, die Alltagshilfe leistet. Voraussetzung wäre allerdings ein ehrenamtlicher "Kümmerer".