Stadtentwicklung: Rote Karte für neue Bordelle

Um weitere erotische Betriebe an der Wittener Straße zu verhindern, bemühen Stadt und Politik das Planungsrecht.

<strong>Haßlinghausen. Was das erotische Gewerbe angeht, gehört Sprockhövel nicht gerade zur Provinz. Vor allem der Swingerclub an der Wittener Straße/Ecke Albringhauser Straße zieht Wochenende für Wochenende Publikum aus ganz NRW an. Dazu gibt es diverse Bars und Massagesalons an oder nahe der B 51 - offenbar also ein einträgliches Geschäft in der Randlage so vieler Großstädte. Für Verwaltung und Politik ist es allerdings ein Horror, dass der Ort zunehmend auch über derartige Betriebe definiert werden könnte, nach dem Motto: alle paar Meter eine rote Laterne. Zumindest für den Bereich zwischen Wittener Straße (B51), Silscheder Straße (B234) und Hoppe wollen sie nun mit der Aufstellung eines Bebauungsplans Neuansiedlungen des horizontalen Gewerbes ausschließen.

"Das passt nicht ins Bild unserer Stadt." BerndWoldt, 1. Beigeordneter, zur möglichen Ansiedlung weiterer Erotik-Betriebe.

"Das passt einfach nicht ins Bild unserer Stadt, gerade an den Einfallstraßen. Wir wollen kinder- und jugendfreundliche Stadt sein", begründete der 1. Beigeordnete Bernd Woldt im Stadtentwicklungsausschuss diesen Vorstoß. Aktueller Anlass: Die Besitzer des Neubaus an der Wittener Straße 90 hatten jüngst über eine Immobilienplattform im Internet nach Mietern gesucht, die in der Erdgeschosswohnung ein Mini-Bordell oder einen Massagesalon einrichten könnten. "Das war nur ein erster Grundgedanke aus wirtschaftlichen Gründen", sagte einer der Eigentümer gestern auf Nachfrage der WZ.

Erotik-Salon war nur eine Idee, Neubau wird jetzt reines Wohnhaus

Die Aufregung kann er nicht verstehen. "Weil sich auf die Anzeige niemand meldete, habe wir dann ohnehin sehr schnell versucht, eine Arztpraxis hineinbekommen. Inzwischen ist klar, dass wir das Erdgeschoss, wie die übrigen Einheiten des Hauses, als reine Wohnung vermieten", sagte er weiter. Dass die Aufsehen erregende Anzeige lange nicht aus dem Internet genommen wurde, sei ein Versehen gewesen. Er räumt allerdings ein, dass Sprockhövel für diese Art Gewerbe bekanntermaßen ein gutes Pflaster sei, und die Idee deshalb nicht so fern lag. Das Vorhaben der Politik, einen Bebauungsplan aufzustellen, trifft ihn nun nicht mehr. Die Politik stimmte dem entsprechenden Antrag der Verwaltung unabhängig davon am Montag zu. Der Bebauungsplan - bisher sind hauptsächlich die Straßenränder bebaut - zielt auf einen Mix aus Wohnen und nicht störendem (Lärm, Schadstoffe) Gewerbe ab. Wohnungsprostitution, bordellartige Betriebe und Vergnügungsstätten sollen ausgeschlossen werden.

Mit der Ausgestaltung des Plans werde man sich aber zwangsläufig noch Zeit lassen, so Bernd Woldt. Priorität hätten Sportplatzbebauung und Verlagerung in Haßlinghausen sowie die Entwicklung der künftigen Neubaugebiete Beisenbruch und Hölterstraße in Niedersprockhövel. (siehe Kasten) Damit seien die Kapazitäten in der Verwaltung derzeit mehr als ausgelastet.

Das vordringliche Ziel - weitere Vergnügungsstätten dort zu verhindern - sieht man durch den vorsorglichen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans bereits erreicht.