Warnstreik: „Die haben doch Recht, mehr Geld zu fordern“
Trotz Behinderungen vor allem im Busverkehr zeigten viele Bürger Verständnis.
<strong>Sprockhövel. Albert Lange wartet schon seit geraumer Zeit am Busbahnhof Haßlinghausen auf seinen Bus nach Ennepetal. Die 551 gehört zwar zu den Linien, die am Mittwoch trotz Warnstreiks überhaupt fahren, allerdings ist die Taktzeit auf 60 Minuten angehoben. Seinen Arzttermin wird der Rentner zwar nicht mehr einhalten können, zeigt aber Verständnis für die Streikenden. "Die Leute haben vollkommen Recht, ich bin auch dafür, dass sie mehr Geld bekommen." Eine Meinung die auch Manuela Thomee teilt, die sich vorab über den Notfahrplan informiert und ihren Sohn am Morgen dennoch in die Schule nach Ennepetal geschickt hat. "Alles wird teurer, nur die Gehälter steigen nicht", sagt sie. Fast einhellig ist das Verständnis an diesem Morgen für die Forderungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Selbst eine alte Dame, die an der Bushaltestelle Engelsfeld von einem Passanten mit der Information überrascht wird, dass ihre Linie 602 gar nicht fährt, nimmt das gelassen auf. Zu Fuß geht sie langsam Richtung Haßlinhausen und sagt verständnisvoll: "Die oben schwimmen im Geld, aber bei den Kleinen wird gespart." Solidarität, die auch bei den 71 Rathausbediensteten, die bis 9.30 Uhr vor der Eingangstür streikten, gut ankam. "Viel Publikumsverkehr war nicht, weil der Warnstreik angekündigt war, aber wir haben keine einzige böse Stimme gehört", bericht Vertrauensmann-Sprecher Christoph Bergediek. Da diesmal auch die Erzieherinnen der städtischen Kindergärten mitmachten, ist er mit der Beteiligung zufrieden. Gerade für Erzieherinnen sei die Entlohnung in der Tat äußerst dürftig. "900 Euro netto in der Eingangsstufe bei 30 Stunden Wochenarbeitszeit" hat er gleich als konkretes Beispiel für eine Kollegin parat. Und die Aufstiegschancen seien seit der Abschaffung des Bundesmanteltarifs (BAT) deutlich eingeschränkt. Bergediek ist sicher, dass es große Zustimmung zu einem Streik geben wird, falls die Arbeitgebervertreter hart bleiben sollten.
Aus anderen Gründen gar nicht böse über den Streik waren nebenan Schüler der Gesamtschule. "Von etwa 100 Schülern unserer Stufe 11 sind nur 14 da", erzählt Sarah. Wegen des eingeschränkten Busverkehrs gab es in allen Klassen lichte Reihen.
Eine Ausnahme bildete die Stufe 13, für die Vorklausuren anstanden. Die Schüler hatten die Anfahrt vorab mit dem Auto organisiert.