Praktikum: Schulwelt trifft Berufswelt

In vielen Haßlinghauser Betrieben schnuppern derzeit Neuntklässler des Gevelsberger Gymnasiums in den Job.

Haßlinghausen/Gevelsberg. Kartons stapeln sich im Sportshop Krön. Auf dem Boden liegen eingepackte T-Shirts. Zwei Jugendliche sitzten mittendrin. Sebastian Schorre (15) und Pascal Frenz (16) vergleichen die neue Ware mit den Lieferscheinen. Es ist wieder Schul-Praktikumszeit. Wie bei Krön fallen derzeit in vielen Haßlinghausener Geschäften und Firmen junge "Mitarbeiter" auf. Die meisten kommen vom Gymnasium in Gevelsberg, das wie in jedem Jahr seine etwa 130 Neuntklässler für zwei Wochen in die unterschiedlichsten Betriebe schickt. Für die Teenager bedeutet das einen Ausnahmezustand.

"Das Praktikum in der 9. Klasse soll den Schülern helfen, sich darüber klar zu werden, ob sie das Abitur machen oder nach der 10. Klasse abgehen und eine Lehre machen wollen", erläutert Lehrer Thomas Molke und ergänzt: "Der Einblick in eine neue Lebenswelt außerhalb der Schule zeigt ihnen auch, warum die Einhaltung von Regeln und Normen so wichtig ist." Für manch einen könne das sogar Motivation für die Schule sein, nach dem Motto: "So schlecht ist es da ja gar nicht."

Gedanken machen müssen sich die Schüler bereits vorher. Jeder muss sich selbst um seinen Praktikumsplatz kümmern. Am beliebtesten sind Kindergärten, Zeitungen oder Tierarztpraxen.

Jan Vettermann (14) wollte ursprünglich in einen Metall verarbeitenden Betrieb. Als das nicht klappte, war er froh, in der Bären-Apotheke ein Praktikum zu bekommen. Neben Sortieren und Etikettieren von Medikamenten darf er dort unter Aufsicht sogar Heilmittel herstellen. "Das ist interessant, zuletzt habe ich gegen starken Husten einen Pferdetee gemacht", erzählt er. An Cremes werde er aber nicht herangelassen. "In dieser Branche werden durchaus Arbeitskräfte gesucht. Ein Praktikum kann helfen, Jugendliche für einen solchen Beruf zu begeistern", berichtet Apotheker Bernd Hölkeskamp, warum er Praktikanten aufnimmt.

Bei Sport Krön hat das Tradition, ebenso wie bei der Sparkasse. Nicht immer gelingt es allerdings - auch abhängig vom Motivationsgrad der Schüler - adäquate Beschäftigungen zu finden. "Die meiste Zeit sitze ich am Schreibtisch und langweile mich", sagt Praktikant Daniel, der in der Sparkasse Einblicke in die dortigen Abläufe erhält.

"Es ist eine zwiespältige Sache, einerseits nehme ich gerne Praktikanten, weil es eine Abwechslung bedeutet, andererseits kostet es Zeit, denn man muss auch selbst Arbeit für Erklärungen hineinstecken", sagt Stadtarchivarin Karin Hockamp. Immerhin sei, wer ins Stadtarchiv komme, in der Regel sehr interessiert. So wie jetzt Laura Sorgenicht, die sich in die Geburtsregister des Amtes Haßlinghausen von 1811 "vertieft" hat. "Ich wollte mehr über die Geschichte meiner Heimatstadt erfahren", sagt sie. Und was hat sie erfahren? Beispielsweise, dass es damals bei nur 1726 Einwohnern in Haßlinghausen, Gennebreck, Linderhausen und Hiddinghausen mit 183 genau so viele Geburten gab wie 2006 in ganz Sprockhövel. Oder, dass es eine geringe Vielfalt bei Namen gab. Laura: "Am beliebtesten waren Wilhelmine und Wilhelm." Über die Ergebnisse wird sie noch einen Aufsatz für das Stadtarchiv verfassen. "Ich finde es wichtig, dass die Schüler etwas vorweisen können", sagt Karin Hockamp.

Mitautorin: Dana Hucke ist 14 Jahre alt und geht in die Klasse 9c des Gymnasiums Gevelsberg.

Haßlinghauserin: Sie lebt in Haßlinghausen und fährt täglich mit dem Bus zur Schule.

Praktikum: Seit dem 26. Februar absolviert sie ihrBetriebspraktikum in der Lokalredaktion Sprockhövel der WZ. "Ich hättemir den Beruf des Journalisten etwas weniger stressig vorgestellt",sagt sie.