Flüchtlingshilfe Sprockhöveler helfen Ukrainern bei der Flucht

Sprockhövel · Vier Transporter machten sich im Auftrag der Flüchtlingshilfe auf den Weg nach Polen. Sie transportierten Hilfsgüter ins Krisengebiet und holten einige Menschen aus der Region.

Die Flüchtlingshilfe hieß die Menschen aus der Ukraine willkommen.

Foto: Markus Matzel

Vier bis unters Dach bepackte Transporter mit acht Fahrerinnen und Fahrern waren in der Nacht von Freitag auf Samstag im Auftrag der Flüchtlingshilfe Sprockhövel unterwegs. Ihr Anliegen: Im polnisch/ukrainischen Grenzgebiet die Not der dort ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine vor derm russischen Angriff zu lindern.

„Sie fuhren im Tandem“, erzählt Miriam Venn, die Vorsitzende der Sprockhöveler Flüchtlingshilfe: Mit zwei Fahrzeugen hatte man sich auf den rund 1300 Kilometer langen Weg zum Zielort Mlyny beziehungsweise Chelm gemacht, um dort nach einer Übernachtung in Kattowice ihre Hilfsgüter – Hygieneartikel, Iso-Matten, Schaumstoffmatten, Decken und ähnliches – abzuliefern. Den Rückweg traten die Fahrer mit Geflüchteten an, meist Frauen und Kindern.

Der erste Zweier-Konvoi hatte es problemlos geschafft, und die mitgebrachten Artikel wurden direkt an die Bedürftigen weitergeleitet. Die Freude über die Helfer aus Sprockhövel war große: Sieben Frauen und Mädchen und ein Junge konnten es kaum abwarten, in den nun zum Reisebus umfunktionierten Transporter zu steigen und in Richtung Sprockhövel zu fahren. Dort wurden sie in Haßlinghausen vor dem „Machmit“ von der Großmutter einiger der jungen Frauen erwartet. Sie wohnt in Hattingen und war überglücklich, ihre Lieben wohlbehalten in die Arme schließen zu können. „Das Wiedersehen war sehr bewegend“, schildert Miriam Venn die emotionale Szene an der Mittelstraße.

Technische Panne bei einem der Transporter auf der Hinfahrt

Nicht ganz so reibungslos war die Reise ins Grenzgebiet für das andere Transporter-Tandem. „Die ersten zehn Stunden nach Kattowice, wo wir uns alle getroffen hatten, sind ohne Probleme über die Bühne gegangen. Wir haben dort in Hotelzimmern übernachtet, die mein Chef für uns alle gebucht und auch den Sprit für die Fahrt bezahlt hatte. Aber bei der Weiterfahrt passierte es: Wir mussten schon bei Krakau von der Autobahn runter, weil ein Vorderrad plötzlich eierte“, schildert Jennifer Sander. Sie steuerte das Fahrzeug abwechselnd mit ihrem Freund Damian Pohlmann, während ihr Vater sie in seinem Privatwagen begleitete. „Das Vorderrad hatte sich gelockert, weil einige Radmuttern zerbrochen waren.“

Die Sprockhöveler waren bei eisiger Kälte in einer Siedlung gestrandet, doch dort bekamen sie die Gastfreundschaft der polnischen Anwohner zu spüren. „Wir wurden zum Essen eingeladen und bestens bewirtet, während die anderen am Auto schraubten. Es fehlte erst ein Ersatzteil, das dann aber doch eingebaut werden konnte“, erzählt Jennifer Sander. „Wir wurden in ein Hotel gebracht, ehe es am Montag gegen 13 Uhr weiterging in Richtung Mlyny, wo wir um 18 Uhr ankamen und endlich unsere Fracht übergeben konnten.“

Besondere Freude machte es Jennifer Sander und Damian Pohlmann, die von den Kindern der Haßlinghauser Grundschule liebevoll gefüllten Päckchen für die ukrainischen Kinder unter Mithilfe der polnischen Soldaten zu übergeben. „Das hat uns wirklich berührt“, so die Sprockhöveler Idealistin.

Vier Frauen, ein zehnjähriges Mädchen und zwei Babys traten dann im Transporter und dem PKW von Jennifers Vater die Reise nach Westfalen an.

Nach einer Übernachtung in Krakau steuerten fünf Mitreisende Paderborn und zwei Dortmund an. „Überwältigend, was für eine Welle von Hilfsbereitschaft da für die Menschen aus der Ukraine ausgelöst worden ist. Da kamen Transporter und Busse aus allen möglichen Ländern zur Grenze, um zu helfen und hatten Dinge im Gepäck, die von zahllosen mitfühlenden Menschen gespendet worden sind“, zeigte sich Jennifer Sander tief beeindruckt.

Und sie lobt das Verhalten ihrer Gastgeber in Polen, die dem Hilfstransport aus Sprockhövel weitergeholfen hatten. „Wir kamen als Fremde und sind als Freunde gegangen. Dieser Zusammenhalt war wirklich der Wahnsinn.“