Studie der Heinrich-Heine-Universität Religiöse Menschen spenden mehr

Düsseldorf · Wer spendet – und warum? Soziologen der Heinrich-Heine-Universität haben die Spendenbereitschaft von Menschen untersucht. Ein Ergebnis: Der Glaube spielt eine Rolle, egal ob christlich oder muslimisch.

Ein Gottesdienst in der Kirche St. Josef in Holthausen

Foto: Bretz, Andreas (abr)

(veke) Rund fünf Milliarden Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr gespendet, einen großen Teil davon in der Vorweihnachtszeit. Doch wer spendet? Und warum? Die Soziologen Annette Schnabel und Ulf Tranow von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf untersuchen Mechanismen der Solidarität in Deutschland. Dabei geht es auch um die Bereitschaft und die Motivation zum Spenden.

Die Ergebnisse sind in dem Religionsmonitorbericht „Ressourcen für Solidarität“ erschienen. Eine Erkenntnis: „Die Bereitschaft zur Solidarität im Sinne von Spenden wird vor allem durch aktuelle Krisen und Notsituationen angestoßen“, sagt Schnabel. Der Umfrage zufolge sind etwa 75 Prozent der Menschen bereit, Geld für Flutopfer in Deutschland zu spenden, etwa nach dem Ahr-Hochwasser 2021. Für Katastrophen, die sich im Ausland ereignen, sind es 63 Prozent.

Auffällig dabei sei, dass religiös gebundene Menschen mehr spenden. Im Jahr 2023 haben 71 Prozent der christlichen und 69 Prozent der muslimischen Befragten Geld für wohltätige Zwecke gespendet. Bei Menschen ohne Glaubenszugehörigkeit waren es 59 Prozent. Und auch bei der praktischen Solidarität, also dem Ehrenamt, sind religiöse Menschen aktiver: Hier sind etwa 31 Prozent ehrenamtlich aktiv, in der nicht religiös gebundenen Vergleichsgruppe sind es nur 17 Prozent.

„Die Gemeinschaftserfahrung scheint die Gemeinwohlorientierung deutlich zu beeinflussen“, so die Schnabel. Zudem bieten religiöse Gemeinschaften Räume, Gelegenheiten und Organisationsstrukturen, die Spenden und Ehrenämter ermöglichen. Über solche Ressourcen können aber auch nicht religiöse Organisationen wie Vereine oder Nachbarschaftshilfen verfügen, heißt es.

77 Prozent der Menschen halten Armut nicht für selbst verschuldet

Wichtig sei zudem die Wahrnehmung des gesellschaftlichen Klimas. 77 Prozent der Menschen halten Armut nicht für selbst verschuldet und 84 Prozent halten es für ungerecht, wie wirtschaftliche Gewinne in Deutschland verteilt werden. Das könne langfristig auch Auswirkungen auf das Spendenverhalten haben. „Die Bereitschaft, zu spenden und sich sozial zu engagieren, hängt maßgeblich davon ab, wie gerecht und solidarisch die Gesellschaft wahrgenommen wird“, so Schnabel. „Verlieren immer mehr Menschen das soziale Vertrauen, dann kann das auch zu einem Rückzug ins Private und zum Rückgang der Bereitschaft, sich für andere zu engagieren, führen.“

Für die Studie haben die Wissenschaftler einen internationalen Datensatz ausgewertet, den die Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben und das Infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft) erhoben hat.

(veke pze)