Karnevalskonzert in der Tonhalle Bläsergruppe der Symphoniker unternimmt eine närrische Weltreise
Die Bläsergruppe „Frech wie Blech“ der Düsseldorfer Symphoniker nahm ihre Zuhörer beim traditionellen Karnevalskonzert mit auf eine musikalische Tour rund um den Erdball. Launige Unterbrechungen gab es reichlich – auch jecker Natur.
„In 80 Takten um die Welt“ lautete das Motto des Karnevalskonzerts der Bläsergruppe „Frech wie Blech“. Nach dreijähriger Corona-Pause starteten die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle wieder durch. Medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen waren im Publikum die Ausnahme, rote Clownsnasen und Karnevalsmasken hingegen die Regel. Eine schwarz-rote Höllen-Delegation mit Teufelshörnchen war angereist, Matrosen, Scheichs, Sheriffs und mannsgroße Plüschtiere sowie viele weitere Karnevals-Wesen bevölkerten Foyers und den Mendelssohn-Saal der rheinischen Spielstätte. Die Musiker hatten per Videobotschaft durch den Intendanten das Angebot erhalten, eine gesponserte Weltreise anzutreten. Unter einer Bedingung: Klimaneutralität. Für ein Instrumentalensemble ist dies kein Problem. Auf Flügeln des Gesanges beziehungsweise den Winden der Blasinstrumente düsten die Düsys-Mitglieder zu allen möglichen Musikwelten des Erdenrunds – unterbrochen nur von Prinz Karneval Dirk II., seiner Venetia Uåsa und dem heiteren Hofstaat, die der Tonhalle eine Stippvisite abstatteten. Das hat bei „Frech wie Blech“ eine lange Tradition. Die Blechbläser und ein Schlagzeuger hatten auf dem musikalischen und auf dem per Leinwand bebilderten Weg nach Paris erst das Bergische Land erreicht, als eine Tonhallen-Mitarbeiterin mit einer großen Taschenlampe vom Aufgang D aus zum Podium winkte – das Zeichen für den hohen närrischen Besuch, der mit passenden Bläserklängen empfangen wurde.
Kaum war die Musik verklungen, herrschte im Saal aufmerksame Stille, was den Prinzen zu der Feststellung gelangen ließ: „Hier kann man ja eine Stecknadel fallen hören.“ Das sei diszipliniert wie beim Kinderkarneval, wo große Augen auf ihn gerichtet seien, die etwa fragten: „Was will denn der Onkel mit den Federn?“ Auch die Venetia fand ein paar Worte und brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass Corona endlich vorbei sei und man nun wieder ausgelassen feiern könne. Nach donnernden Helau-Rufen samt Erwiderung aus dem Publikum folgte der Abmarsch mit Musik.
Bei der Frankreich-Station
wurde standesgemäß gestreikt
Danach erschien der Eiffelturm auf dem Bildschirm – zu den Klängen der Marseillaise. Doch auch in Paris gab es Unterbrechungen: Zum Beispiel tauchten ein Mann mit Gelbweste und eine streikende Stewardess auf (gespielt von dafür kurzfristig freigestellten Blech-Ensemblemitgliedern). Trillerpfeifen schrillten auf, Diskussionen zwischen Musikern und Streikenden entbrannten. „Nix wie weg“ lautete schließlich die Devise. Bis zur nächsten Station war es kein Katzensprung – es ging nach Shanghai. Ein projiziertes Pagodengebäude bezeugte die Ankunft in Fernost, ein Mensch in Pandabär-Kostüm tänzelte durchs Bild, und nach Disput mit dem Zoll ging es gleich weiter nach Budapest samt dem Ungarischen Tanz von Brahms.
Nächster musikalischer Halt: London, wo ein noch ungekrönter King Charles mit angeklebten Segelohren auf die Düsseldorfer Musikbotschafter wartete. Über Schweden ging es schließlich zurück nach Düsseldorf, wo das Altbierlied auf die Dürstenden wartete. Doch landete man versehentlich zunächst vor dem Kölner Dom, dessen Auftauchen unter dunklen „Wölkis“ ein demonstratives Murren im Saal provozierte.
Der bunte Abend wäre nur halb so schön gewesen ohne das formidable Spiel der Blechbläsergruppe, die sich derzeit auf einem beglückend hohen musikalischen Niveau befindet. Ob die Ouvertüre zu Verdis „Nabucco“ (während eines Stopps am römischen Kolosseum), Karnevalsschlager oder Pop-Songs: Alles war fein arrangiert und astrein geblasen. Beim Schweden-Aufenthalt durften die Melodien von Abba freilich nicht fehlen: „Money, Money“ und – selbstverständlich – „Thank You for the Music“.