Gebührenerhöhung in Viersen Warum das Abwasser 2025 mehr kostet

Viersen · In Viersen sind zu Jahresbeginn die Abwassergebühren gestiegen. Rund acht Prozent müssen die Bürger künftig mehr zahlen. Wie wirkt sich das auf eine vierköpfige Familie aus – und was ist eigentlich alles Abwasser?

Wer in Viersen ein Grundstück hat, das an die Kanalisation angeschlossen ist, zahlt ab diesem Jahr mehr. (Symbolfoto)

Foto: Andreas Gruhn

Zu Beginn des Jahres hat die Stadt mehrere Gebühren erhöht. Nicht nur für die Müllentsorgung müssen die Bürgerinnen und Bürger dieses Jahr mehr bezahlen, auch die Gebühren für Abwasser hat die Verwaltung erhöht. Der Anstieg fällt dabei bei einzelnen Posten mitunter deutlich aus. Andere Sätze wiederum sinken. Doch um welche Gebühren geht es hier eigentlich?

Wer ein Grundstück besitzt, das an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist, muss Gebühren für Abwasser entrichten. Abwasser ist dabei aber nicht gleich Abwasser. Unterschieden wird zwischen Schmutz- und Niederschlagswasser. Wer den Wasserhahn im Bad aufdreht und sich mit frischem Wasser die Hände wäscht, produziert sogenanntes Schmutzwasser. Fällt bei Regen Wasser auf eine Auffahrt oder ein Dach und fließt durch Regenrinnen, Fallrohre oder in einen öffentlichen Schacht ab, ist die Rede von Niederschlagswasser. Sowohl Schmutz- als auch Niederschlagswasser, das auf einem Grundstück entsteht, müssen abgeleitet, gereinigt und wieder aufbereitet werden.

Mit dem Betrieb der öffentlichen Kanalisation beauftragt ist in Viersen die NEW AG. Mehr als 7,9 Millionen Kubikmeter Abwasser entsorgt das Unternehmen im Jahr. Das Viersener Kanalnetz umfasst dabei unter anderem rund 232 Kilometer Kanäle für Mischwasser. Hier laufen Schmutz- und Niederschlagswasser zusammen ab und werden weitergeleitet in die Kläranlagen des Niersverbandes. Um dieses Kanalnetz und die dazugehörige Infrastruktur zu betreiben, erheben die Kommunen Gebühren.

Wie viel Schmutz- und Niederschlagswasser in einem Haushalt anfalle, stehe dabei aber „in keinem direkten Verhältnis zueinander“, schreibt die Stadt in ihrer Kalkulation der Abwassergebühren für das Jahr 2025. Daher erhebt sie keine Einheitsgebühr, sondern legt unterschiedliche Sätze für die verschiedenen Arten von Abwässern fest. Gemessen wird der Schmutzwasseranfall über Wasserzähler, die einmal jährlich von der NEW AG abgelesen werden. Die Gebühr für das Niederschlagswasser wird berechnet anhand der sogenannten abflusswirksamen Fläche, also den bebauten und befestigten Flächen eines Grundstücks.

Die Abwassersätze waren in Viersen in den vergangenen Jahren bereits angestiegen. Generell zählen die hiesigen Abwassergebühren zu den höchsten in der Region. Auch für die Zukunft rechnet die Stadt mit weiteren jährlichen Erhöhungen.

Bislang kostete in Viersen ein Kubikmeter Schmutzwasser, der in die öffentliche Kanalisation eingeleitet wird, 5,13 Euro. Zu Jahresbeginn ist dieser Satz um 8,6 Prozent angestiegen auf 5,57 Euro. Auch die Gebühr für Niederschlagswasser erhöht sich: Hier lag der Satz im vergangenen Jahr noch bei 2,11 Euro pro Quadratmeter abflusswirksamer Fläche. Mittlerweile werden hier 2,23 Euro fällig, ein Anstieg um 5,7 Prozent.

Angenommen ein Beispielhaushalt mit einer vierköpfigen Familie verbraucht jährlich rund 200 Kubikmetern Frischwasser. Mit dem neuen Gebührensatz ergeben sich Schmutzwasserkosten von 1114 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 88 Euro weniger. Bei einer abflusswirksamen Fläche von 130 Quadratmetern kommen noch 289,90 Euro für Niederschlagswassergebühren hinzu. Zusammengenommen würde die Familie auf Abwassergebühren von insgesamt 1403,90 Euro kommen. Vergangenes Jahr hätte sie bei noch 103,60 Euro weniger bezahlt – ein Anstieg von rund acht Prozent.

Eine Gruppe an Grundstückseignern kann derweil auf sinkende Gebühren blicken: Die Schmutzwassergebühr bezahlen muss auch, wer keinen direkten Anschluss besitzt und stattdessen eine sogenannte abflusslose Grube betreibt, die regelmäßig ausgepumpt werden muss. In Viersen betrifft das aber nur etwa zwei Prozent der Haushalte. Die Schmutzwassergebühr für diese Eigentümer sinkt 2025 um 8,3 Prozent auf 9,09 Euro je Kubikmeter.

Wer übrigens einen Garten besitzt, kann hier einen geeichten Wasserzähler installieren lassen. Die Menge des Wassers, das beim Blumentränken im Gartenboden versickert und somit nicht in die Kanalisation gelangt, lässt sich dann von den Schmutzwassergebühren abziehen.