Wohnraum in Willich Was für den Anrather Bahnhof geplant ist

Anrath · Wohnraum ist in Willich knapp. In Anrath arbeitet die Verwaltung derzeit an der Entwicklung von zwei Baugebieten – beide im Rahmen des Förderprogramms „Bauen an der Schiene“.

Südwestlich des Anrather Bahnhofs wird über das NRW-Förderprogramm „Bauland an der Schiene“ aktuell ein etwa vier Hektar großes, noch unbebautes Gebiet für die Bebauung vorbereitet.

Foto: Norbert Prümen

„In Anrath ist lange nichts passiert, aber wir möchten den Vorteil des Bahnhofs nutzen“: Stadtplanerin Kerstin Wild und ihr Mitarbeiter Dominik Heinrich (Rahmenplanung und Stadtentwicklung) sind zufrieden mit der Entwicklung von zwei Bauprojekten in dem Willicher Stadtteil, der als einziger in der Stadt über den Bahnhof einen Anschluss an den Schienenverkehr hat. Erst vor wenigen Wochen haben sie sich im Planungsausschuss die Zustimmung der Politik für die weitere Entwicklung eines Baugebiets südwestlich des Anrather Bahnhofs geholt. Über das NRW-Förderprogramm „Bauland an der Schiene“ wird dort aktuell ein etwa vier Hektar großes, noch unbebautes Gebiet für die Bebauung vorbereitet.

Nachdem das Planungsbüro Must drei Planungsvarianten für die Fläche entwickelt hatte, hat in den vergangenen Monaten die NRW Urban Kommunale Entwicklung GmbH insgesamt sieben Gutachten zu den Themen Baugrund/Altlasten, Artenschutz, elektromagnetische Felder, Erschütterungen, Geruch, Schall und Verkehr koordiniert und deren Ergebnisse sowie eine Kostenschätzung zu den drei Varianten im Ausschuss vorgestellt.

Das Ergebnis fasst Kerstin Wild so zusammen: „Es ist kein einfaches Gebiet, aber es geht.“ Es gebe in dem Bereich eine Altlasten-Verdachtsfläche, bei der noch entschieden werden müsse, ob sie saniert oder abgedichtet wird, „das hängt von der Nutzung ab“, so Wild. Im nördlichen Bereich des Gebietes werden zudem die vorgeschriebenen Immissionswerte für Geruch überschritten – auf der Vorster Seite der Gleise liegt ein Rinderzucht-Betrieb. Deswegen wird ein etwa 40 Meter breiter Streifen aus der Bebauungsplanung herausgenommen, so Wild.

Drei mögliche Bebauungsstrukturen erarbeitet

In dem Gebiet vorhandene Hofanlagen sollen erhalten bleiben, sagt Heinrich. Das Planungsbüro Must hat für das Gebiet drei mögliche Bebauungsstrukturen erarbeitet – eine Hof-, eine Alleen- und eine Gartenstruktur. Finanziell betrachtet würde die Hofstruktur das beste Ergebnis für die Stadtkasse ergeben: einen Gesamtsaldo von 3,4 Millionen Euro. Der nächste Schritt für das Gebiet ist jetzt die Rahmenplanung, also die Vorstufe zur Bauleitplanung. Das Planungsbüro Must soll unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeitsprüfung eine Vorzugsvariante erarbeiten und auch die Öffentlichkeit beteiligen.

Grundsätzlich soll es einen Mix aus Einfamilien- und Doppelhaushälften sowie Geschosswohnungsbau geben. „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt, es ist viel Mitspracherecht da“, betont Heinrich. Eine Nachfrage von Bündnis 90/die Grünen beantwortete die Verwaltung in der öffentlichen Niederschrift zur Sitzung: Danach wäre „bei einer Einwohnerzahl im 700 Meter-Radius von etwa 3.600 (Stand 12/21) das Betreiben eines Einzelhandels Marktes am westlichen Siedlungsrand von Anrath in der Größenordnung von 800 m² Verkaufsfläche städtebaulich vertretbar“. Aber eine Neuansiedlung außerhalb des „Zentralen Versorgungsbereichs“ in Anrath sei grundsätzlich nur verträglich realisierbar, wenn das Ortszentrum zum Beispiel durch einen Vollsortimenter gestärkt würde.

Der Entwurf für
das Baugebiet liegt vor

Auch das zweite Baugebiet, die „emissionsarme Siedlung“ an der Kleinkollenburg-Straße, macht Fortschritte. Das Projekt wird ebenfalls aus dem Förderprogramm „Bauland an der Schiene“ entwickelt und vom Planungsbüro Must betreut. Die Stadt befindet sich aktuell in der Abstimmung mit den Grundstückseigentümern. Sie soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Der Entwurf für das Baugebiet liegt vor und die Öffentlichkeit wurde bereits beteiligt, so Wild. Hier sollen circa 150 Wohneinheiten (Einfamilienhäuser und Geschosswohnungsbau) entstehen. Im Zentrum des Gebiets soll Raum für Begegnung sein. Als Projekt der „grün-blauen Stadtentwicklung“ sollen die Regenwasserversickerung vor Ort erfolgen und die Dächer begrünt werden.

2026 will die Stadt die Bauleitplanung entwickeln und auch die Öffentlichkeit wieder beteiligen. Insgesamt habe das Konzept schon Signalwirkung in anderen Kommunen gehabt, so Wild.