Viele haben in Coronazeiten den öffentlichen Personennahverkehr gemieden – eine Kampagne soll die Stimmung drehen Werben um Vertrauen für Bus und Bahn

DÜSSELDORF. Mit einem Appell zur Einhaltung der Maskenpflicht wollen die Verkehrsunternehmen in Deutschland das in der Corona-Zeit gesunkene Vertrauen der Fahrgäste in Busse und Bahnen zurückgewinnen.

Dazu startet in allen Bundesländern in den kommenden Tagen und Wochen die Kampagne #BesserWeiter mit Plakaten und in den sozialen Medien.

„Die Corona-Pandemie hat im öffentlichen Nahverkehr kräftige Spuren hinterlassen“, sagte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Kampagne in Düsseldorf. In der Anfangszeit seien Busse und Bahnen teilweise nur noch zu 20 Prozent ausgelastet gewesen, jetzt seien es etwa 50 bis 60 Prozent. Ziel sei es, in NRW nach den Sommerferien zumindest wieder auf bis zu 75 Prozent Auslastung zu kommen.

Einnahmeausfälle von fünf Milliarden Euro bundesweit

Insgesamt verzeichne der öffentliche Personennahverkehr bundesweit Einnahmeausfälle in Höhe von rund fünf Milliarden Euro, die zur Hälfte vom Bund kompensiert würden, sagte Wüst. Allein in NRW würden die Verluste auf eine Milliarde Euro geschätzt. Es müsse verhindert werden, dass wegen der Krise Takte ausgedünnt oder Linien ganz eingestellt würden. Noch im vergangenen Jahr hatten die Verkehrsbetriebe etwa in Köln und Düsseldorf Fahrgastrekorde verzeichnet. Besonders drastisch sind die Einbußen nun bei bar bezahlten Tickets und auch in ländlichen Kreisen.

Erst am Dienstag hatte das Robert Koch-Institut (RKI) als Ursache für bundesweit steigende Infektionszahlen auch Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Corona-Verhaltensregeln - Abstand, Hygiene und Maske - genannt. Auch mehren sich Berichte, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln von einigen Fahrgästen die Maskenpflicht nicht mehr allzu ernst genommen werde.

„Wenn sich einer nicht daran hält, fliegt er unter Umständen raus“, sagte Wüst. Je nach Kommune müssten Maskenverweigerer mit 50 bis 100 Euro Bußgeld rechnen, sagte die Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Stefanie Haaks. Mit Ausnahme von Berlin würden die Strafen aber von den Ordnungsämtern erhoben, nicht von den Verkehrsbetrieben.

In Düsseldorf setzt Rheinbahn-Chef Klaus Klar auf Einsicht statt auf Bußgeld. Die Kontrolleure sollen zwar das Einhalten der Maskenpflicht überprüfen. Dabei hoffe man auf die Einsicht der Menschen. Man habe Masken an Bord, beim Fahrer und bei den Kontrolleuren. „Bei Missachtung der Pflicht versuchen wir es mit gutem Zureden. Erst wenn dann jemand weiter uneinsichtig ist, rufen wir die Polizei, es gibt einen Platzverweis“, sagt Klar. Vor allem in den Abendstunden werde man verstärkt kontrollieren.

Nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der an der Werbekampagne mitwirkt, gibt es bislang „keine objektiven Anhaltspunkte“ für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Unternehmen hätten die Reinigung und Desinfektion von Bussen und Bahnen noch einmal deutlich verstärkt. „Wir wollen aber, dass die Fahrgäste neben dem Fahrschein bitte auch noch die Maske mitbringen“, sagte Ulrich Jaeger, NRW-Landesvorsitzender des VDV.

Besonders ältere Menschen der „Generation Ü50 und Ü60“ hätten Angst, sich in Bus oder Bahn mit dem Coronavirus anzustecken, sagte der Vizepräsident des NRW-Städtetags, Thomas Hunsteger-Petermann. Die Maskenpflicht sei wichtig, da gerade die „Gruppe der Ängstlichen“ sich dann sicherer fühlen könne.

Wie das Ziel der Erhöhung der Fahrgastzahlen mit der Sicherheit vor Ansteckung in Einklang gebracht werden soll, wenn sich künftig wieder morgens Schüler und Beschäftigte in den Bahnen drängeln, dafür suchen die Verkehrsunternehmen noch nach Lösungen. Schulträger etwa diskutierten Schulzeitstaffelungen, sagte Jaeger. Nicht so leicht sei es aber, mehr Busse und Straßenbahnen anzubieten. Das werde nur punktuell mal gehen.