Wülfrath Landfrauen sind eine starke Gemeinschaft
Wülfrath. · Oft sind es die Frauen, die das Zepter im heimischen Landwirtschaftsbetrieb in den Händen halten. Wie Innovation und Zukunftsvisionen bei den Landfrauen Wülfrath aussehen, verraten drei Vereinsmitglieder im Interview.
Am 15. September 1932 gründete sich die Ortsgruppe der Wülfrather Landfrauen. Seit dieser Zeit ist im Verbund der Damen einiges passiert. „Die Grundidee ist jedoch die Gleiche geblieben“, berichtet Vorsitzende Beate Kneer. „Wir tauschen uns aus und initiieren Ausflüge sowie Veranstaltungen.“ 60 Mitglieder waren es zur Gründung. Später, zu Zeiten des zweiten Weltkrieges, kam noch ein wichtiger Aspekt hinzu. So wollten sich die Frauen gegenseitig Halt bieten, waren die Männer doch größtenteils im Kriegsgeschehen
eingebunden.
Dieser Zustand ist zum Glück Geschichte, das Interesse an der Gemeinschaft allerdings nach wie vor groß. Gut 90 Mitglieder zählt die Ortsgruppe aktuell. Rund die Hälfte beteiligt sich aktiv am Vereinsgeschehen. Für Janette Granderath, die erst seit Januar dieses Jahres fest in den Mitgliedsreihen verankert ist, stellt die Gemeinschaft ein wahrer Zugewinn dar. „Meine Kinder sind aus dem Haus und ich war auf der Suche nach Sozialkontakten. Bei den Landfrauen fühle ich mich wohl, hier bin ich herzlich aufgenommen worden und habe zahlreiche neue Freundinnen
gewonnen.“
Obwohl Janette Granderath keinen Landwirtschafsbetrieb leitet, ist sie trotzdem herzlich aufgenommen worden. „Nicht jedes Mitglied ist auch gleichzeitig eine Landwirtin“, weiß Beate Kneer, die den Vorstand seit 14 Jahren leitet. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, das Spaß an der Gemeinschaft hat und sich mit landwirtschaftlichen Themen auseinandersetzen möchte.“
Dass sich die Rolle der Frau in der Landwirtschaft deutlich verändert hat, zeigt ein Blick in die Gründungsunterlagen. Waren die Damen damals noch unter den Namen ihrer Männer aufgelistet, werden Betriebe heute mitunter von Frauen geleitet. „Immer mehr Frauen steigen in das Berufsfeld ein und bilden sich diesbezüglich weiter“, ist sich auch Alexandra Braun sicher. Seit zwei Jahren ist sie festes Ortsgruppenmitglied. „Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und beschäftige mich noch immer gerne mit den Themen.“ Um den Fortbestand der Landwirtschaft zu sichern, sind neue Ideen zur Bewirtschaftung der Flächen unabdingbar. So stellen beispielsweise mobile Hühnerställe mit Eierautomaten den neusten Trend der Hühnerbauern dar. „Kunden können zu jeder Zeit frische Eier an den Automaten erstehen. Das Konzept gibt es mittlerweile sogar mit frischem Fleisch und weiteren Produkten“, weiß Alexandra Braun. Besonders der stets wachsende Flächenverbrauch bereitet den Damen Sorge. „Wenn es mit der Flächenversiegelung so weitergeht wie bisher, wird es im Jahr 2100 keine landwirtschaftlichen Flächen im Kreis Mettmann mehr geben“, ist sich Beate Kneer sicher, die auch Düssel-West mit gemischten Gefühlen betrachtet. „Ich stehe dem Gedanken zwiespältig gegenüber. Zwar sind die Flächen für die Landwirtschaft wichtig, trotzdem sehe ich ein, dass eine Stadt auch die Möglichkeit bekommen muss, zu wachsen.“
Zunehmende Flächenversiegelung bereitet den Landfrauen sorgen
Diese politischen Fragen werden in der Ortsgruppe zwar weniger behandelt, dafür können sich die Mitglieder auf Kreis-, Landes- und sogar Bundesebene engagieren. 211 Ortsverbände weist allein der Rheinische Landfrauenverband auf. „Im gesamten Bundesgebiet haben wir gut eine halbe Million Mitglieder“, ergänzt die Vorsitzende. Neben eigenen Veranstaltungen und Ausflügen beteiligen sich die Landfrauen auch seit Jahren an städtischen Gemeinschaftsaktionen. So findet man die Damen seit Jahren auf dem Wülfrather Kartoffelfest. Aktuell laufen die Vorbereitungen für den Herzog-Wilhelm-Markt. Dort möchten die Mitglieder beispielsweise Leseknochen aus Stoff verkaufen. Der Erlös kommt teilweise lokalen Projekten zu Gute.