Ammer und die Hupfdohlen im Rex

Seit Wochen warten nicht nur die Kulturschaffenden händeringend auf die Antwort, wie es denn nun mit dem Rex-Theater weitergehen soll. Oper-Bürgermeister Jung und andere Politiker hatten sich in den schlaflosen Wochen zuvor "vehement" für die Fortsetzung des Kulturbetriebes eingesetzt.

Nach zähem Überlebensringen droht jetzt die Rettung. Ein bekannter Gastronom wird demnächst die Geschicke des weit über die regionalen Grenzen bekannten und beliebten Traditionshauses lenken. Sogar ein amtlicher Mietvertrag soll dem Disco-Betreiber schon vorliegen, der lediglich noch einiger, klitzekleiner Änderungen bedarf. Stellt sich dem geneigten Betrachter die Frage, worum es dabei gehen könnte? Soll die angestrebte Laufzeit von einem Jahr auf ein Halbes verkürzt werden? Werden nach vielen Jahren endlich menschenwürdige Toiletten zur Verfügung gestellt? Gibt es einen Trockenspeicher und einen Kabelanschluss? Erst einmal löst jetzt Charisma-Betreiber Andreas Köhler seinen Bausparvertrag auf und investiert in neue, ergonomische Sitzmöbel, um das bekannte Theaterflair am Kipdorf zu erhalten.

"Wir sind uns der Tradition des Rex bewusst", lässt Köhler sich noch schnell zitieren, bevor er einschlägige Sonderangebote für neue Kühlschränke studiert. Und, das ist sensationell, Kultur will er auch machen, ganz nebenbei an höchst lukrativen Wochentagen. Wahrscheinlich montags bis mittwochs. Obwohl sich Köhler als berufsfremder Einsteiger outet, hat er keine Angst vor der neuen Aufgabe. Im Gegensatz dazu die berechtigte Angst aller Kulturbewahrer, sich zukünftig eine Künstlergarderobe mit Mickie Krause teilen zu müssen. Und ganz Wuppertal freut sich schon jetzt auf die Eröffnungsfeier, wenn Partykönig Michael Ammer mit einem Dutzend beschwipster Hupfdohlen von der Bühne kullert, wo noch kürzlich Urban Priol, Götz Alsmann und Horst Schroth Unterhaltung mit Niveau kredenzten.

Daneben sollten hier aber endlich auch einmal die exorbitanten Bemühungen des rührigen Vereins "Freunde und Förderer des Rex-Theaters e.V." gewürdigt werden. Bereits die Webseite "pro Rex!" offenbart kulturellen, sprachlichen und inhaltlichen Hochgenuss. Da ist die Rede vom kontinuierlichen Fluss etwaiger Mitgliedsbeiträge und der Gewinnung engagierter Freunde und bekannter "Vorzeige-Mitglieder". Die hierdurch erzielten Mittel sollten zur Erhaltung, Erneuerung und Verbesserung der Theatersubstanz und -ausstattung verwandt werden, aber auch zur Durchführung attraktiver, jedoch nicht kostendeckender Projekte. Zitat Ende. Ähnlich wie im Falle der Orangerie auf der Hardt hat sich ein illustrer Förderverein als großartiges Leuchtturm-Projekt erwiesen, ohne deren völlig uneigennütziges Engagement es in Wuppertal noch düsterer wäre. Ich sage herzlichen Dank auch im Namen der zahlreichen Kollegen. Ehrenwort.