Wuppertal Andreas Feicht: „Die Schwebebahn ist doch nicht einfach nur ein Verkehrsmittel“

Für die Wuppertaler Stadtwerke beginnt am Sonntag eine neue Ära. Sie nehmen fünf Schwebebahnwagen in Betrieb mit dem Ziel, mehr Fahrgäste schneller zu befördern.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Nach mehr als 20 Jahren geht am Sonntag die Sanierung der Wuppertaler Schwebebahn zu Ende. Die Stadtwerke (WSW) nehmen die ersten fünf von insgesamt 31 neuen Wagen in Betrieb. Sie sollen das Wahrzeichen der Stadt leistungsfähiger und komfortabler machen. Im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung erklärt WSW-Vorstandschef Andreas Feicht (45), warum auch sein Unternehmen der ersten regulären Fahrt der neuen Schwebebahn am Sonntag entgegenfiebert.

Herr Feicht, was bedeutet die neue Schwebebahn für die Stadtwerke?

Andreas Feicht: Unglaublich viel. Bei uns herrscht eine immense Anspannung. Wir kennen schließlich die Erwartungshaltung der Wuppertaler. Es ist aber auch für unser Unternehmen wichtig, dass wir die Bahn jetzt in Betrieb nehmen können.

Warum?

Feicht: Es ist schon etwas sehr Besonderes ein Beförderungssystem so zu modernisieren, dass es technisch und optisch Weltklasseniveau hat. Darauf sind wir richtig stolz.

Wie beeinflusst das die Arbeit Ihrer Beschäftigten?

Feicht: Das ist für uns alle schon eine Herausforderung. Wir hatten in den Wagen Elektrotechnik der 60er Jahre. Jetzt katapultieren uns die Neuen in die Neuzeit mit computertechnisch gestützten Systemen. Das ist wirklich eine Herausforderung, auch was die Qualifizierung unserer Mitarbeiter angeht.

Und? Haben Sie bei all dem Bammel vor Sonntag?

Feicht: Ein bisschen Bammel habe ich schon. Stellen Sie sich mal vor, wir legten den Schalter um und dann geschähe nichts. Ich bin aber sehr sicher, dass alles funktioniert.

Was bedeutet die neue Generation Schwebebahnwagen für den Öffentlichen Personennahverkehr in Wuppertal?

Feicht: Für die Fahrgäste wird es am Ende durch das neue Betriebssystem Verbesserungen durch die Taktzeiten geben. Wir fahren dann alle zwei Minuten, heute sind es zweieinhalb.

Das heißt, dass die Schwebebahn mehr Fahrgäste befördern soll?

Feicht: Ja. Wir sehen heute, dass die Wagen meistens sehr voll sind. Wir brauchen die Verdichtung der Taktzeiten ganz dringend.

Heute befördern Sie mit der Schwebebahn maximal 80 000 Fahrgäste am Tag. Welche Zahlen erwarten Sie künftig?

Feicht: Das lässt sich schwer prognostizieren. Ich kann aber sagen, dass wir allein in diesem Jahr unsere Fahrgastzahl um zwei Prozent gesteigert haben.

Wodurch?

Feicht: Das liegt zum einen daran, dass die Zahl der Studenten gestiegen ist, außerdem hat Wuppertal mehr Einwohner. Und drittens spielt der ÖPNV im Allgemeinen eine immer größere Rolle.

Was bedeuten die kürzeren Taktzeiten für das Busnetz in Wuppertal? Wird es da Veränderungen geben?

Feicht: Wir müssen uns sicher Parallelverkehre anschauen, wenn die Wagen mit dem neuen Betriebssystem unterwegs sind. Was sich da aber ändert, wird nicht von den Stadtwerken entschieden. Das ist das Ergebnis des Nahverkehrsplanes, der von der Stadt Wuppertal erarbeitet wird. Das ist ein sehr komplexes Werk.

Für die Stadtwerke ist der ÖPNV ein Zuschussgeschäft. Bekommt man als Vorstandschef da nicht jeden Morgen Magenschmerzen beim Gedanken an die Millioneninvestition in ein defizitäres Verkehrsmittel?

Feicht: Die Schwebebahn ist doch nicht einfach ein Verkehrsmittel. Sie ist ein Wahrzeichen, mehr als jedes andere Schienenfahrzeug in Deutschland.

Aber die Investitionen waren beträchtlich?

Feicht: Das ist richtig. Das Gerüst hat 520 Millionen Euro gekostet, die Wagen kosten 120 Millionen Euro und das Betriebssystem 20 Millionen Euro.

Wer bezahlt das alles?

Feicht: Die Hälfte hat der Fördergeber getragen, das Land NRW. Den Rest finanzieren die Stadtwerke. Hier ist es nicht so wie in anderen Städten, dass die Kommune Infrastruktur beigibt. In Düsseldorf beispielsweise hat die Stadt die neue U-Bahn-Line bezahlt und die Rheinbahn betreibt sie.

Auf der Einnahmeseite mit der Schwebebahn steht immer auch die Werbung. Sind alle Flächen schon gebucht?

Feicht: Die Werbeflächen auf den neuen Wagen sind bewusst zwar kleiner als auf den alten. Aber ja, sie sind alle vergeben, überwiegend an regionale Unternehmen oder auch überregionale, die aber mit Filialen in Wuppertal am Markt sind.

Was bedeutet die Investition für die WSW?

Feicht: Wir haben uns für die neue Schwebebahn höher verschuldet. Aber der Schuldenstand sinkt schon wieder. Das muss er auch, damit die nachfolgenden Generationen in der Stadtwerkeführung wirtschaften können. Das wird aber auch funktionieren, weil die Investitionen in die Wagen nun für 40 Jahre abgeschlossen sind und die ins Gerüst für 80 Jahre.