Ein letzter Einsatz an Heiligabend
Herbert Heck geht als Verantwortlicher für die Stadthalle in den Ruhestand. Doch bevor er sich von allen Aufgaben verabschiedet, begleitet er noch einmal die Feier für Einsame.
Wuppertal. Während seine Kollegen mit der Familie um den Weihnachtsbaum sitzen und Geschenke auspacken, hat Herbert Heck Dienst. Zum letzten Mal ist der Herr der Stadthalle an Heiligabend in seinem Reich im Einsatz und begleitet die Feier für Einsame. „Das habe ich immer gerne gemacht, denn es ist eine ganz besondere Veranstaltung. Für einen Abend öffnet sich der große Saal für Menschen, die alle ein individuelles Schicksal haben und sonst eher nicht hierher kommen“, sagt der 65-Jährige, der zum Jahresende in den Ruhestand geht.
Seine eigene Rolle bewertet er allerdings im Vergleich zum Engagement der freiwilligen Helfer als eher gering. „Die bewundere ich wirklich. Sie sitzen bis 23 Uhr an den Tischen und betreuen die Gäste. Ihnen ist deutlich mehr Dank zu zollen“, betont Herbert Heck.
Hochachtung hat er auch vor den zahlreichen Freiwilligen, die sich zum Abschluss der Veranstaltung vor der Halle sammeln, um die Teilnehmer mit ihren Privatwagen nach Hause zu fahren. „Der Parkplatz ist dann voll und dieser Service ist auch bei schwierigen Straßenverhältnissen noch nie ausgeblieben. Wenn es ihn nicht gäbe, kämen die Leute um diese Zeit hier nicht weg, denn ein Taxi könnten sie sich nicht leisten.“
Für die meisten Fahrer sei es eine Selbstverständlichkeit, ihre Familienfeier am späten Abend noch zu verlassen und sich vor dem Historischen Gebäude bereit zu halten. „In Relation dazu sind meine sechs Stunden Dienst nur eine Kleinigkeit“, betont Herbert Heck.
Wenn andere daheim den Weihachtsbaum schmücken und den Festtagsbraten in den Ofen schieben, rückt er im Saal die Stühle für die 600 Besucher am Abend zurecht. „Es geht jedoch in erster Linie darum, zu prüfen, ob wir alles bedacht haben. Die Hauptarbeit hat unsere Technikerin Mailin Weber, derweil stehe ich mehr im Weg herum.“
Mikrofone, Licht und Ton kontrolliert die Bühnenmeisterin. Sie trifft sich mit den Künstlern zur Probe. Neben den technischen Abläufen muss sie sicher stellen, dass weder Feuerschlucker auftreten, noch Pyrotechnik zum Einsatz kommt. Mailin Weber genießt jedoch die spezielle Stimmung am Heiligen Morgen. „Das ist immer sehr schön, denn an diesem Tag gibt es keine schlechte Laune und alle arbeiten Hand in Hand“, sagt sie. Ihre Tochter hilft bei der Dekoration und im Hintergrund ist Weihnachtsmusik zu hören. „Das ist eine außergewöhnliche Atmosphäre und auch eine schöne Einstimmung auf den Heiligabend.“ Den verbringt sie im Familienkreis, Herbert Heck ist hingegen in der Halle.
„Ein Verantwortlicher der Stadtverwaltung muss als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und bei den Kollegen ist dieser Termin wenig beliebt. Sie haben im Jahr auch genügend Dienste am Wochenende und ich kann es zu Hause einrichten.“ Da seine Frau in der Krankenpflege tätig sei und seine Tochter inzwischen zum Technik-Team der Stadthalle gehört, haben sie Verständnis. „Meine Frau muss häufig selbst arbeiten und meine Tochter betreut das Chorkonzert am ersten Feiertag.“ Deshalb ist am späteren Heiligabend lediglich eine gemütliche Fonduerunde geplant. „Zu mehr bleibt einfach keine Zeit, wenn alle arbeiten müssen“, sagt Herbert Heck.
Seinem letzten Einsatz nach 35 Jahren sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. „Die enge Zusammenarbeit mit dem Team und die vielen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, werde ich vermissen. Andererseits möchte ich auch nicht so lange weiter machen, bis alle froh sind, wenn ich endlich gehe“, sagt Herbert Heck. Für den Heiligabend wünscht er sich, dass alles problemlos abläuft und er selbst gar nicht auffällt.
Seinen Baum schmückt Herbert Heck in Ruhe am Freitag. „Da meine Frau und ich diesmal Urlaub haben, machen wir das gemeinsam. Der Baum bleibt dann stehen, solange die Nadeln halten.“