Lothar Nägelkrämer Ein leidenschaftlicher Ronsdorfer nimmt Abschied aus der Politik
Der ehemalige Bezirksbürgermeister Lothar Nägelkrämer zieht sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen zum Jahresende zurück.
Wuppertal. „Ein Foto an meinem Lieblingsplatz in Ronsdorf?“, fragt Lothar Nägelkrämer (74). „Da gibt es viele“, und zwar solche, deren Gesicht der Bezirksvertreter und ehemalige CDU-Bezirksbürgermeister entscheidend mitgestaltet hat. Wie den Ascheweg, die Schulen der Justiz- und der Finanzbeamten und natürlich den Bandwirkerplatz, der sich von vielen anderen Stadtplätzen in Wuppertal auf angenehme Weise unterscheidet. Mit der Kommunalpolitik ist für Lothar Nägelkrämer am Jahresende aber Schluss: „Es sind familiäre und gesundheitliche Gründe“, sagt der 74-Jährige, dessen blendendes Aussehen nichts über seinen tatsächlichen Gesundheitszustand aussagt.
Über zwei Dinge hat sich der ehemalige Gebietsdirektor einer großen Versicherung in seiner kommunalpolitischen Laufbahn besonders gefreut: „Einmal über das Bundesverdienstkreuz 2013 und über die Dankbarkeit, die mir auch jetzt, zwei Jahre, nachdem ich nicht mehr Bezirksbürgermeister bin, von den Menschen hier in Ronsdorf entgegenschlägt.“ Die Urkunde mit der Unterschrift des Bundespräsidenten Joachim Gauck und der damit verbundene Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, das Verdienstkreuz am Bande — eher ungewöhnlich für einen Bezirksvertreter — kam für den Ehemann, Vater einer Tochter und Großvater von vier Enkeln, absolut überraschend. Der Grund für die Ehrung? „Kann ich nur vermuten. Vielleicht dafür, dass die beiden Schulen für die angehenden Justiz- und die Finanzbeamten fristgerecht und absolut im vorgesehenen Kostenrahmen fertiggestellt worden sind.“
Lothar Nägelkrämer
Sein Verdienst dabei? „Ich habe immer wieder bei sämtlichen Stellen interveniert, nachgefragt und gedrängt. Mehr konnte ich ja da nicht machen“, weiß Nägelkrämer um den eingeschränkten Einfluss eines Bezirksbürgermeisters. „Wir haben kein Geld und keine Macht. Wir können nur freundlich bitten und hartnäckig nachfragen.“
Aber das offenbar mit Charme und Nachdruck — beides wohl wesentliche Merkmale des auf der Linde wohnenden bekennenden Ronsdorfers. Er hatte als CDU-Mitglied kein Problem damit, bei den SPD-geführten Ministerien in Düsseldorf vorstellig zu werden und für Ronsdorf zu kämpfen. „Ich hatte einen Superdraht zu den Ministerien. Alle mir gegenüber gemachten Zusagen wurden auch eingehalten“, sagt der freundliche alte Herr stolz.
„Die ehrenamtliche kommunalpolitische Arbeit hat mich von 1994 bis heute so etwas 130 bis 150 Monatsstunden gekostet, aber unheimlich viel Spaß gemacht. Und wenn etwas Spaß macht, dann merkt man gar nicht, dass es Arbeit ist“, so Nägelkrämer und gibt zu: „Ich habe sehr viel bei dieser Arbeit gelernt. Als ich 1994 als CDU-Mitglied an der ersten BV-Sitzung teilnahm, hatte ich bis dahin zwar großes Interesse am Weltgeschehen und an allem in Deutschland gehabt. Aber von dem, was in Ronsdorf passierte, herzlich wenig Ahnung. Da musste ich mich zum Beispiel plötzlich für die Befestigung von Waldwegen interessieren oder über die Bestattung von Muslimen. Das war für mich eine ganz neue Welt.“
Und zwar eine, in der der Bezirksvertreter oft genug gezwungen war, seine vorgefasste Meinung zu ändern, wenn sie nämlich auf die Wirklichkeit traf. „Meine Sprechstunden habe ich nicht im Büro, sondern auf der Straße abgehalten, wo mir die Menschen begegnet sind.“ Überzeugungsarbeit leistete Lothar Nagelkrämer auch bei den Bürgern, wenn er seine Vorstellungen vermitteln wollte. „Das schönste Kompliment war dann, wenn man sich schließlich meiner Meinung anschloss.“
Gemeinsamkeit über die Parteigrenzen hinweg, vor allem bei Anträgen, war in mehr als 22 Jahren Kommunalpolitik Nägelkrämers besonderes Anliegen. Egal, ob es um Neubauten, Einsatz für Schulen und Sporthallen, Sportvereine oder kulturelle Einrichtungen in seinem Ronsdorf ging. Und ganz abschalten: Das klappt sicher auch nach dem 31. Dezember 2016 nicht.