Augenzeugen: Automat stand schief

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, Gutachter untersucht den umgekippten Automaten.

Wuppertal. Wie konnte der tragische Unfall, durch den der anderthalb Jahre alte Emil starb, geschehen? Warum stürzte der Süßigkeiten-Automat auf das Kind? Die Wuppertaler Kriminalpolizei ermittelt auf Hochtouren, um die Ursache für den Tod des kleinen Jungen zu finden. Wie die WZ berichtete, war das Kind gestorben, nachdem ein Süßigkeiten-Automat, der im Eingangsbereich der Sporthalle am Hesselnberg aufgestellt war, den Jungen unter sich begraben hatte. Der 39-jährige Vater steht noch unter Schock, er ist der einzige Zeuge, war aber bis Montagabend nicht vernehmungsfähig.

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, wie Polizeisprecher Michael Bartsch am Montag erklärte. Am Nachmittag waren Beamte der Spurensicherung zusammen mit einem Gutachter an den Unglücksort gekommen, sie sollten herausfinden, wie der 200 Kilogramm schwere Automat umkippen konnte. Es besteht der Verdacht, dass der Automat "nicht sachgerecht" aufgestellt worden ist. Der Sachverständige will sein Gutachten Anfang nächster Woche abgeben.

Nachdem ein Augenzeuge gegenüber der WZ erklärt hatte, dass dieser Automat vor einiger Zeit mit einem Stahlseil von der Decke gesichert gewesen sei, haben zwei Schüler im Gespräch mit der WZ neue Anhaltspunkte dafür geliefert, dass irgendetwas mit dem Automaten nicht gestimmt haben könnte. Tobias Krämer (17) und Daniel Kowalski (16), sie haben ihren Sportunterricht in der Halle, sagten, dass am Freitagnachmittag, also einen Tag vor dem Unglück, dieser Automat "völlig schräg" von der Wand weg gestanden habe.

Zudem, so die Beobachtungen der Schüler, hätten diverse Kabel aus ihm heraus geragt. Nach Auskunft der Schüler habe nur noch ein Kabel den Automaten gehalten. Dem wiederspricht Hallenwart Klaus Peter Noll, der gegenüber der WZ erklärte: "Mir ist nichts aufgefallen, obwohl ich mehrmals am Tag durch die Halle gehe." Noll war nach eigener Aussage damals dabei, als der Automat durch das Stahlseil gesichert wurde.

Eigentümer der Sporthalle am Hesselnberg ist das Gebäudemanagement Wuppertal (GMW), während der Stadtbetrieb Sport und Bäder wiederum der Betreiber der Halle ist. Dieser hat einen Vertrag mit der ElberfelderTG abgeschlossen; der etwa 800 Mitglieder starke Verein bietet in der Halle regelmäßig Sportveranstaltungen an.

Nach Auskunft von Sportdezernent Matthias Nocke haben am Montag städtische Mitarbeiter die Standfestigkeit sämtlicher Automaten in städtischen Hallen, Schwimmbädern und den Schulen überprüft. Etwa 100 Automaten sind laut Nocke gecheckt worden. Für den Dezernenten steht fest, dass die Stadt nicht in der Haftung ist. Es gebe einen Vertrag aus dem Jahr 1996 mit dem derzeitigen Aufsteller - und nach diesem Vertrag liegt die Sicherungspflicht und damit auch die Haftung beim Aufsteller der Automaten, wie Nocke sagte.

Die Stadt hat gestern zudem sämtliche Automatenaufsteller angeschrieben und verpflichtet, Nachweise zu erbringen, dass ihre Automaten sicher stehen. Bis zum 7. November sollen die Aufsteller diese Nachweise erbringen. "Als dritte Stufe werden wir dann gemeinsam mit einem Gutachter stichprobenartig einige Automaten untersuchen", kündigte der Dezernent zudem an.

Der Vertrag, für den 1996 eine Miete in Höhe von jährlich 120Mark vereinbart worden war, ist nach Recherchen der WZ zuerst mit einem anderen Unternehmen geschlossen worden, später ging er auf den jetzigen Betreiber über. Unklar ist derzeit noch, ob und in welchem Umfang es eine Kontrollpflicht für solche Automaten gibt - und wer diese Kontrolle auszuüben hat.