AWG liefert sich Wettlauf mit den Sperrmüllsammlern

Geschäftsführer Martin Bickenbach wünscht sich mehr Unterstützung vom Ordnungsdienst.

An Sperrmüll-Terminen sehen Straßen oft chaotisch aus. Hier ein Foto vom Ölberg.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wuppertal. Bußgelder zahlen sie aus der Portokasse. Die passenden Scheine haben sie schon in der Tasche. Professionelle Sperrmüllsammler sind für die AWG, die in Wuppertal für die Sperrmüllabfuhr zuständig ist, ein wachsendes Problem. „Das ist ein größeres Ärgernis, dessen Ausmaß weiter zunimmt. Und wir als AWG können kaum etwas dagegen tun “, sagt AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach.

Das Problem: Die organisierten Sammler, die am Abend vor der Sperrmüllabfuhr durch die Viertel fahren, um sich durch die Berge von Möbeln und Elektroschrott zu wühlen, verursachen bei der Stadttochter einen finanziellen Schaden. „Wir generieren mit den Wertstoffen Erlöse für die AWG“, erklärt Bickenbach. Sacken sich nun andere rechtswidrig die besonders wertvollen Schätze auf dem Bürgersteig ein — zu denen laut AWG-Chef Kupferteile, Stahltrommeln von Waschmaschinen und Computerplatinen gehören — müsse die Stadttochter irgendwann die Abfall-Gebühren erhöhen.

Dabei hat Bickenbachs Mannschaft schon Gegenmaßnahmen gegen den organisierten Diebstahl am Straßenrand getroffen. Eigentlich sind Bürger angehalten, ihren Sperrmüll erst am Morgen des Abholtages vor die Tür zu stellen, doch die Erfahrung zeigt: Gerade Berufstätige nutzen die Abendstunden des Vortages zum Entrümpeln — genau dann schlagen die Schrottsammler zu. „Irgendwann haben wir bemerkt, dass am Abfuhrmorgen kaum noch etwas am Straßenrand liegt“, berichtet Bickenbach. Daher lässt sich die AWG inzwischen auf das Katz-und-Maus-Spiel ein und fährt bereits am Vorabend ab 16 Uhr erstmals die Viertel ab, um den illegalen Sammlern zuvorzukommen. Nun ist es so weit, dass diese bereits vor der Türe warten und ihre Hilfe anbieten, wenn TV-Geräte und Co. herausgetragen werden.

Bickenbach sieht die Verantwortung beim Ordnungsamt der Stadt: „Ich fände es wünschenswert, wenn es mehr Kontrollen geben würde. Wenn diese Leute täglich die Geldscheine aus der Tasche holen müssten, würde ihnen schnell die Lust vergehen.“

Die Stadt hingegen verweist auf die personellen Kapazitäten. „Das können wir nicht leisten, an jede Ecke zwei Kräfte des Ordnungsdienstes zu stellen“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann.

Laut Ordnungschef Carsten Vorsich führt seine Abteilung 40 bis 50 Sperrmüllkontrollen im Jahr durch. „Wir erwischen diese organisierten Gruppen regelmäßig“, sagt er. Die Täter werden mit 250 bis 500 Euro zur Kasse gebeten. Der Betrag steige bei Wiederholungstätern immer weiter. Doch die Sammler, die die Möbel teils ins Ausland weiterverkaufen, zahlen einfach — und kommen wieder. „Das Geschäft scheint noch immer lukrativ zu sein“, so der Ordnungsamtsleiter.

Martin Bickenbach macht deutlich: „Das sind keine armen Schlucker.“ Er kennt die Vorgehensweise der Gruppen: Fußtrupps laufen durch die Viertel und sondieren die Lage. Sie sind telefonisch mit ihren Kollegen verbunden, die mit kleinen Lkws aufs Einladen warten. Später werden die „Fundstücke“ weiter in größere Lkw verladen.

Laut Carsten Vorsich gibt es mehrere organisierte Gruppen. Im Juni kam es auf einem Elberfelder Supermarktparkplatz nach Bericht der Polizei sogar zu einer blutigen Schlägerei zwischen rivalisierenden Sperrmülltrupps, die sich mit Brechstange und Messer bekämpften.