Bahnunfall: Nur Glück verhindert die Katastrophe

Vermutlich durch eine simple Verwechslung wurde eine Strecke frei gegeben, obwohl dort Arbeiten liefen.

Wuppertal. Es war wohl nur eine simple Verwechslung, aber leicht hätte sie zum Tod von sechs Bahn-Mitarbeitern führen können. Gestern Morgen um 2.39 Uhr fuhr eine Lok an der Brücke Fingscheid in Barmen in ein Baugerüst, auf dem sechs Männer während der Nachtstunden arbeiteten.

Einer der Bahnmitarbeiter sah nach Auskunft der Bundespolizei die Lok kommen und so schafften es die anderen, sich mit einem Sprung in die Böschung zu retten. Entgegen erster Informationen wurden die Männer nicht schwer verletzt: Einer brach sich das Sprunggelenk, die anderen erlitten Prellungen.

"Das war reines Glück", sagte Norbert Peters, Sprecher der Bundespolizei, gestern zu dem nächtlichen Unfall. Hätten die Arbeiter nicht so schnell reagiert - die Lok hätte sie wohl getötet.

Die Unfallursache ist nach ersten Ermittlungen vermutlich eine simple Verwechslung. Zwei Bahn-Baustellen gab es gestern Nacht auf Wuppertaler Gebiet. Als der zuständige Fahrdienstleiter die Meldung bekam, eine Baustelle könne er wieder frei geben, gab er, so Hans-Gerd Eickmann von der Bundespolizei, vermutlich die falsche frei: menschliches Versagen.

Der Fahrdienstleiter wurde gestern Nachmittag von der Bundespolizei vernommen. Ihm droht nun ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Bahnverkehrs. Die Bundespolizei wird die Akte an die Wuppertaler Staatsanwalt weiter geben. "Im Regelfall werden solche Verfahren jedoch eingestellt", sagte Eickmanns. Wie der Mann sich fühlte, ob er geschockt war, war gestern noch unklar.

Als um 2.40 Uhr der Alarm in der Feuerwehrleitstelle einging, rasten der Löschzug Elberfeld, der Rüstzug Barmen, drei Notärzte und vier Rettungswagen nach Barmen. Zu diesem Zeitpunkt gingen die etwa 60 Retter noch vom Schlimmsten aus.

Erschwert wurden die Bergungsarbeiten dadurch, dass die Gleise teilweise bis zu 15 Meter tiefer lagen als die Straße. Mit einer so genannten Schleifkopftrage, abgeseilt von einer Drehleiter, wurden die Verletzten von den Schienen geholt. Nicht ungefährlich, auch für die Retter; während der ruhigen und professionellen Rettung, so ein Augenzeuge, verhedderte sich einer der Feuerwehrmänner beim Abseilen. Nur kurz kam Hektik auf. Die Arbeiter wurden in Kliniken gebracht.