Barrierefreiheit: Mehr als abgesenkte Bordsteine

Die Stadt peilt seit langem Barrierefreiheit in vielen Bereichen an – wegen eines Gesetzes nun verstärkt.

Wuppertal. Freitag ist der Tag der Menschen mit Behinderung. Auf dem Johannes-Rau-Platz stellen sich 20 Vereine vor, es gibt Tanz- und Musik-Gruppen. Das Thema rückt ins Bewusstsein der Wuppertaler - aber was ist mit den anderen 364 Tagen im Jahr? "Die Stadt könnte mehr machen", sagt Bernd Engels, der Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderungen. "Aber wir wissen, dass die Finanzierung oft schwierig ist."

Verändert hat sich die Situation mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die seit Anfang 2009 auch für deutsches Recht gilt - aber nur Stück für Stück umgesetzt werden kann. "Sie berührt sämtliche Lebensbereiche von Menschen mit Behinderungen", sagt Stefan Kühn, der Dezernent für Soziales, Jugend und Integration. "Das betrifft weit mehr als abgesenkte Bordsteine." Engels sagt: "Die Arbeit unseres Beirats wird erleichtert, weil wir jetzt den Gesetzesstatus der Konvention hinter uns wissen."

Die Stadt Wuppertal plant nun eine halbtägige Fachveranstaltung mit den Städten Solingen und Remscheid, auf der die Konvention vorgestellt wird. Außerdem soll die Zahl der integrativen Tageseinrichtungen freier Träger in Wuppertal steigen. Zu Beginn des neuen Kindergartenjahrs am 1. August gibt es 17 integrative Einrichtungen mit insgesamt 150 Plätzen für Mädchen und Jungen mit Behinderungen im Kindergartenalter - 32 Plätze mehr müssen folgen, um die Zielquote zu erfüllen. "Es gibt hunderte Einzelmaßnahmen, das ist natürlich mit Mehrkosten verbunden", sagt Kühn. Wie hoch sie sind, könne man nicht sagen.

Ein weiteres Beispiel: die Baustellen. Wenn Straßen umgebaut werden, dann barrierefrei. Systematisch durch die Stadt zu gehen und zu schauen, wo Bedarf herrscht, ist aus Kostengründen nicht möglich. Bei der Planung von Gebäuden wird ähnlich vorgegangen: Bei Um- oder Neubau ist der Beirat der Menschen mit Behinderung Wuppertal beteiligt und weist auf taktile Systeme für Sehbehinderte, Rollstuhlrampen und behindertengerechte Sanitäranlagen hin. Kooperiert wurde bei dem barrierefreien Opernhaus und der Schwimmoper. Auch die Sporthalle Aue wird bis Anfang 2011 barrierefrei.

Der Internetauftritt der Stadt Wuppertal wurde Ende 2009 zu einem Großteil barrierefrei umgestaltet, "allerdings müssen noch einige alte Formulare überarbeitet werden, das ist noch in der Mache", sagt Kathrin Petersen vom Presseamt der Stadt.

Wenn Engels einen Wunsch frei hätte, würde er "barrierefreie Spielplätze" sagen. "Aber auch hier liegt vieles am Geld."