Nur zwei Geständnisse im Bankraub-Prozess

Warum der Überfall auf die Hauptstelle der Sparkasse am Rolingswerth noch immer ungeklärt ist.

Barmen. Die Beweislast war erdrückend: Als die Polizei die beiden jungen Weißrussen festnahm, qualmte deren Rucksack. Grund: Das Sicherheitspaket der Sparkasse Remscheid hatte gezündet. 10.000 Euro hatten die beiden Räuber - 21 und 26 Jahre - kurz zuvor an jenem 17. November des vergangenen Jahres erbeutet, dann versucht, sich per Taxi abzusetzen. Heute legten die beiden Männer vor dem Landgericht in Essen ein Geständnis ab.

Der Haken daran. Der Ältere der beiden, ist auch wegen des Überfalls auf die Hauptstelle der Sparkasse am Rolingswerth in Barmen am 22. Mai 2009 angeklagt. Beute damals: 5290 Euro. Doch damit will der 26-Jährige nichts zu tun haben. Remscheid ja, Wuppertal und anderswo nein? Verteidiger Oliver Doelfs: "Mein Mandant räumt die Tat in Remscheid pauschal ein. Mehr sagt er nicht." So bleiben die kargen Feststellungen aus der Anklage. Demnach soll der 26-Jährige jeweils mit anderen Komplizen nach dem Coup in Barmen auch in Herne (28. Mai) und in Bottrop (2. Juni) Sparkassen-Filialen überfallen haben. Beute insgesamt: mehr als 45.000 Euro.

Danach - so die Ermittlungen der Kripo - reiste der Mann in die Heimat und heiratete dort. Für den Überfall nach Remscheid reiste er wieder ein - mit einem Ehering an der Hand und einem laut Staatsanwaltschaft gefälschten litauischen Pass in der Tasche.

Und der jüngere Komplize? Der gesteht neben dem Überfall in Remscheid drei weitere Taten. Und er erzählt eine abenteuerliche Geschichte. Von einem gewissen Mark sei er in Rostock angeworben worden. Er könne 2000 Euro monatlich verdienen. Der 21-Jährige sagte zu. Angeblich hatte er keine Ahnung, dass es bei der Arbeit um Überfälle ging. Jener Mark habe ihn in einem Appartement in einem zehnstöckigen Hochhaus eingesperrt. Einmal täglich sei er mit Verpflegung gekommen. Einen alten Fernseher und eine Playstation gab’s dazu. Und dann habe man ihn mit wechselnden Komplizen zu den jeweiligen Sparkassen gefahren und danach wieder eingeschlossen. Er könne kein Deutsch, habe nicht gewusst, wo er war. Die Beute sei komplett an Mark gegangen. Vor dem habe er sich gefürchtet, weil Mark die Beute manchmal zu klein gewesen sei. Das Gericht fasst süffisant zusammen: "Außer dem Mark, ihren jeweiligen Komplizen und ihren Opfern in der Bank haben sie also niemanden getroffen?" Die kurze Antwort: "Ja."

Zu alldem schweigt der mutmaßliche Rolingswerth-Räuber. Kurze Haare, breites Kreuz. Ein kräftiger Mann, deutlich größer als der jüngere Angeklagte. Derzeit befindet sich der 26-Jährige in der JVA Simonshöfchen in U-Haft. Trotz des strafmildernden Geständnisses droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. Und: Der zweite Räuber vom Rolingswerth ist noch immer auf der Flucht.