Böse Überraschung: Stadt will Geld für kleinen Grünstreifen
Nach 50 Jahren soll Thorsten Mesenholl plötzlich Pacht zahlen — Verwaltung ist aber gesprächsbereit.
Katernberg. Etwa drei Meter trennen Thorsten Mesenholls Gartenhecke von der Straße. Wie entscheidend drei Meter sein können, erfuhr er vor einigen Wochen per Post: „Die Stadt hat mir einen Pachtvertrag zugeschickt. Ich soll jetzt für den Grünstreifen zahlen, weil ich ihn angeblich als Erweiterung meines Gartens nutze.“ Ironisches Detail: Mesenholl pflegt den Grünstreifen seit Jahren — umsonst.
Darüber gibt es sogar einen Vertrag mit der Stadt von 1963. Den hat Mesenholls Nachbar aufbewahrt und jetzt der Stadt geschickt, zusammen mit einem Brief. „Ich hoffe sehr, dass die Stadt das noch einmal überdenkt“, so Mesenholl. Dabei gehe es ihm nicht um die Pachtgebühr von etwa 45 Euro pro Jahr, sondern ums Prinzip.
Herbert Horst, Leiter der Abteilung Grundstückswirtschaft der Stadt Wuppertal erklärt die Situation so: „Grundsätzlich nutzen die Anwohner die städtische Fläche, um zu ihren Häusern zu kommen, damit dürfen wir Pacht verlangen. Uns liegen die alten Verträge der Anwohner jetzt vor. Wir prüfen nun, ob sie heute noch gültig sind“, sagt er. Das Anschreiben sei auf neue Techniken zurückzuführen: Per Luftbildaufnahmen könne man Besitzverhältnisse neu auswerten.
Die Prüfung sei aber nicht systematisch, so Horst: „Wir haben 11.000 Grundstücke zu betreuen. Überprüfungen kommen in der Regel zufällig zu Stande, zum Beispiel wenn Grundstücke in anderen Zusammenhängen bearbeitet werden.“
Für den Einspruch der Anwohner am Metzmachersrath habe man durchaus Verständnis. „Wir hatten keine Kenntnis von bestehenden Verträgen, insofern ist es wichtig, dass die Anwohner sich bei uns melden.
„Ich möchte keinen Streit mit der Stadt“, betont Thorsten Mesenholl. „Es soll einfach alles bleiben wie es ist. Ich pflege den Grünstreifen gern weiter. Oder aber ich kaufe ihn einfach, dann gibt es keinen Ärger mehr.“
Aber auch das muss von der Stadt geprüft werden, so Abteilungsleiter Horst. „Wir sind hier im privatrechtlichen Bereich, das hat nichts mit Druckausübung auf die Anwohner zu tun. Insofern sind wir offen für Lösungsvorschläge.“