Ausstellung in Wuppertal Brigitte Baumann schafft Kunst aus vorgefundenem Material

Wuppertal · Eröffnung der Ausstellung „Beifang#Perspektivwechsel“ am Sonntag.

Brigitte Baumanns Werke entstanden aus der Kombination von äußerer und innerer Reinigung.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Reinigungsprozesse kann man im Leben ganz unterschiedlich angehen. Die einen nehmen es wörtlich und machen sich an den Frühjahrsputz, die anderen schwören auf Fasten oder Heilkuren. Aus der Kombination von äußerer und innerer Reinigung ist Brigitte Baumanns neue Ausstellung hervorgegangen, die am Sonntag in der Bergischen Kunstgenossenschaft eröffnet wird.

Die Idee kam der Wuppertaler Künstlerin schon während der Corona-Zeit. Damals nutzte sie den Lockdown zum Aufräumen ihres Ateliers und stieß dabei auf viel Material, das sie vorher ungewollt gestaltet hatte. Etwa Unterlagen auf den Arbeitstischen, darunter Pappe und Papier, auf denen Farbe gelandet war, als ein Gefäß umkippte oder Farbe verspritzt wurde. Zum Wegwerfen zu schade, fand Baumann und fing an, die Materialien weiter zu bearbeiten. Es entstanden Werke, die Malerei und Druckgrafik verschränken. Mit der Frottage-Technik hat sie Naturformen aufs Papier übertragen oder als „objets trouvés“ zu Collagen verarbeitet. Dass sie im Laufe des Prozesses den Kopf frei bekam, war ein angenehmer Nebeneffekt.

Resultate, die ursprünglich nicht intendiert waren

Doch wie sollte sie die Mixed-Media-Arbeiten nennen? Das Wort „Beifang“ gefiel ihr: „Beifang ist das, was den Fischern ungewollt ins Netz geht und dann – im besten Fall für die Tiere – wieder ins Wasser freigegeben wird.“ In übertragener Bedeutung heißen so auch Resultate, die ursprünglich nicht intendiert waren. Ihre erste Einzelausstellung an der Hofaue nennt Baumann „Beifang#Perspektivwechsel“, und der Doppeltitel fasst „die Ergebnisse meiner Arbeit im Atelier aus dem letzten Jahr“ zusammen.

Die Werkschau umfasst Radierungen, die sie aus der Betrachtung von Wildkräutern am Weges- oder Feldrand entwickelte. Wie der maritime Beifang seien diese Pflanzen „eigentlich nicht erwünscht“ – jedenfalls nicht in Zeiten industrieller Landwirtschaft. Umso wichtiger sind der Grafikerin die „Unkräuter“, deren Formenvielfalt sie prägnant in Szene setzt. In die Kategorie „Beifang“ fallen zudem die Künstlerbücher, die im BKG-Studio Tische und Vitrinen füllen. Bei der Herstellung hat Baumann meist Papiere genutzt, „die für andere Verwendungszwecke gestaltet wurden“. Als aufwendig gestaltete Unikate können sie ein „neues Leben“ führen.

In neuer Gestalt lässt sie zwei Bilder erscheinen, die sie in Streifen geschnitten und miteinander verwoben hat. Das Ergebnis ist eine Vervielfachung der Farbeindrücke. Einen Perspektivwechsel erlaubt auch das Großformat namens „Abschied“: Für Baumann bedeutet es den Abschluss einer Serie von „Tupfenbildern“. Wobei man sich darunter keine unscheinbaren Farbkleckse vorstellen sollte. Die kreisrunden Tupfen hat sie vielmehr mit Riesenpinseln aufgetragen.

Während Baumann die Ausstellung vorbereitete, hat sie auch in ihrem Atelier in Unterbarmen „Frühjahrsputz“ gemacht: „Dort habe ich weiße Leinwände hingehängt und kann neu anfangen.“ Der Neustart ist ihr wichtig, verbringt sie doch nach Ende ihrer „wuba“-Galerie mehr Zeit als früher im Atelier: „Da arbeite ich oben unter dem Dach und bin weit weg von der Welt.“

Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 23. März, um 12 Uhr im Kolkmannhaus (Hofaue 55, Innenhof, 3. Etage). Brigitte Baumanns Arbeiten sind bis 13. April zu sehen. Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Einen neuen Weg schlägt die Bergische Kunstgenossenschaft ein, wenn sie ab 27. April Kunst von Schülern der Rudolf-Steiner-Schule Wuppertal ausstellt.