Die Gestaltung des Gedenk- und Lernortes Kemna, der an das ehemalige Konzentrationslager erinnert, wird immer konkreter. Dies zeigte sich beim Besuch der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früherer Konzentrationslager“, die sich jetzt ein Bild von der geplanten Ausstellung und der historischen Aufarbeitung machte.
Auf dem Gelände an der Beyenburger Straße 164 waren zwischen 1933 und 1934 bis zu 2500 politische Häftlinge aus dem Bergischen Land und dem Ruhrgebiet unter katastrophalen Bedingungen inhaftiert. Unter Federführung der evangelischen Kirche in Wuppertal, die das Gelände 2019 gekauft hat, wird nun ein Ausstellungskonzept mit dem Thema „Menschenwürde/ Sei ein Mensch!“ entwickelt. Erste Zeitzeugeninterviews wurden für die interaktive Dauerausstellung geführt.
Spuren der Authentizität wieder sichtbar machen
„In Kemna entsteht ein spannender und moderner Ort des Erinnerns und der historischen Bildung“, sagte Sebastian Weitkamp von der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen in Niedersachsen. „Dies ist nicht nur für Nordrhein-Westfalen von besonderer Bedeutung, sondern auch für die gesamte Geschichte der frühen Konzentrationslager im Nationalsozialismus, deren Erforschung und Sichtbarmachung ein Anliegen unserer bundesweiten AG der Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager ist.“
Besonders interessant fanden es die Fachleute der Gedenkstätten, dass sich in Kemna noch Teile der alten Baulichkeiten aus den Jahren 1933/34 erhalten haben. Die jahrzehntelange Nachnutzung durch Unternehmen habe diese Relikte zwar massiv überformt, aber umso interessanter sei es, solche Spuren der Authentizität wieder sichtbar zu machen, erklärte Weitkamp. Am deutlichsten sind diese Spuren im Erdgeschoss des Gebäudes erhalten, wie eine historische Bauuntersuchung ergeben hat. Daher werde der Gedenk- und Lernort das gesamte Erdgeschoss nutzen, erläuterte Projektleiterin Barbara Herfurth-Schlömer. „Unsere Konzeption zielt auf einen möglichst barrierearmen und elementaren Zugang mit sinnvollem Einsatz moderner Medien ab“, sagte sie. Dazu gehöre die kontinuierliche Einbeziehung der Augenzeugenberichte aus Kemna über Schrift-, Audio- und Filmausschnitte sowie Fotodokumente. Filmisch dokumentiert wurden bereits die Interviews mit Siegfried Wirtz, der von seiner Kindheit im Kriegs- und Nachkriegs-Wuppertal sowie seinem Engagement für Kemna berichtete, und mit Maria Hirtsiefer, der Enkelin des Kemna-Häftlings Heinrich Hirtsiefer.
Im linken Teil des Gebäudes soll sich die Dauerausstellung laut Barbara Herfurth-Schlömer der Geschichte des Konzentrationslagers Kemna widmen. Biografien von Häftlingen und Tätern, der Lageralltag und die unmenschliche Behandlung der Insassen werden hier thematisiert. Auch die Rolle der Kirche wird dargestellt.
Im rechten Teil des Erdgeschosses zeigt die Ausstellung die historische Entwicklung von der Weimarer Republik über den NS-Staat bis zur Erinnerungskultur nach 1945. Ein Fokus liege dabei auf dem demokratischen Lernen und der aktuellen Gefahr von Rechtsextremismus, so die Projektleiterin. Auch das historische Umfeld mit der Wupper, dem ehemaligen Steinbruch und dem Mahnmal am Karl-Ibach-Weg wird durch eine Wegführung mit Informationstafeln in den Gedenkort eingebunden.