Pandemie Coronafälle an neun Schulen – Kritik an städtischer Informationspolitik

Wuppertal · Kritiker bemägeln fehlende Transparenz – zu oft herrsche Unklarheit über die Infektionsursachen.

Inzwischen gibt es an neun Wuppertaler Schulen Fälle von Corona.

Foto: dpa/Jonas Güttler

An neun Wuppertaler Schulen gibt es inzwischen Corona-Fälle. Bisher ging die Stadt mit Informationen dazu zurückhaltend um, dafür gab es Kritik. Inzwischen nennt sie die konkreten Schulen (siehe Kasten). Aktuell musste die Grundschule Thorner Straße am Rott schließen.

Dort war in der vergangenen Woche nach einem ersten Corona-Fall in der Schülerschaft bereits ein Gebäudetrakt gesperrt worden, die dort unterrichteten Schüler wurden unter Quarantäne gestellt. Nach einem zweiten positiv getesteten Schüler am Montag zog das Gesundheitsamt die Reißleine und stoppte den Schulbetrieb für alle rund 300 Schüler.

Der Vater des zweiten erkrankten Kindes wirft der Stadt dabei fehlende Transparenz vor. Sein Sohn habe am Donnerstagmorgen, 20. August, über Kratzen im Hals geklagt und wurde nach Hause geschickt. Dass es schon ein positiv getestetes Kind an der Schule gab, „wusste ich da aber noch nicht“.

Laut Stadt lag diese Information auch tatsächlich erst am Freitag, 21. August, vor. In einem Elternbrief informierte die Schule darüber, dass das betroffene Kind zuletzt am 12. August, dem ersten Schultag, im Unterricht gewesen sei.

Sein Sohn sei am Freitag getestet worden, am Montag erhielt er das Ergebnis: positiv. Auch er selbst habe mittlerweile Symptome, so der Vater. „Schlimmer als bei meinem Sohn.“ Das Gesundheitsamt wisse das, einen Termin für einen Test habe er aber noch nicht bekommen.

Die Stadt verteidigt die Mitarbeiter. Aufgrund der vielen Fälle arbeite man dort am Limit. Sozialdezernent Stefan Kühn hatte noch am Montag im Rathaus erklärt, dass das Personal im Gesundheitsamt aufgestockt werden solle.

Am Donnerstag gibt es eine Reihentestung für alle Schüler

Kühn lobte auch ausdrücklich die Leitung der Grundschule Thorner Straße für ihr Hygienekonzept. Nach dem Bekanntwerden des ersten Falls sei zunächst nur ein Gebäudeteil gesperrt worden, weil auszuschließen war, dass es zu Kontakten zu anderen Schülergruppen innerhalb der Schule gekommen sei. Nach dem zweiten Fall hätte dann aber der komplette Betrieb eingestellt werden müssen.

Alle Schüler und Lehrer der Grundschule werden nun am Donnerstag einer Reihentestung unterzogen. „Da es sich bei den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern um engere Kontaktpersonen handelt, ist die Quarantäne einzuhalten – auch wenn das Testergebnis negativ ist“, erklärt Kühn. Die Eltern werden dagegen nicht direkt getestet. Diese müssten sich über den Hausarzt im Zweifelsfall um einen Test bemühen, so Kühn.

Von den neun Schulen mit Corona-Fällen in Wuppertal ist aktuell nur die Grundschule Thorner Straße komplett geschlossen. Die Schließung der Förderschule Melanchthonstraße ist aufgehoben worden. An anderen Einrichtungen kam es zu Quarantäne-Anweisung für einzelne Klassen oder Gruppen und die betroffenen Lehrkräfte. Kühn erklärt dazu: „Jede Schule ist einzeln zu betrachten, bevor es zu einer Schließung kommt.“ Und er machte deutlich, dass eine Quarantäne „ein eklatanter Eingriff in die Freiheitsrechte“ ist, daher müsse die Entscheidung wohl abgewogen werden.

Zwei Coronafälle gibt es auch am Berufskolleg Elberfeld. Die mangelhafte Information darüber kritisiert Henrik Dahlmann, Oberbürgermeisterkandidat der Freien Wähler: „Die Informationspolitik ist katastrophal“, empört er sich. „Weder Schülerinnen und Schüler, noch Eltern und Betriebe wurden angemessen über die Fälle informiert. Selbst auf der Homepage der Schule ist kein Hinweis darauf zu finden!“ Es nur auf Instagram bekanntzugeben, reiche nicht. Und die Ausbildungsbetriebe seien tagelang gar nicht informiert worden, so sein Vorwurf. Das Berufskolleg war am Dienstagnachmittag nicht zu erreichen.

Rüdiger Bein, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, wünscht sich von der Stadt mehr Informationen über Infektionsursachen. „Dass es einen Fall gibt, weiß ich ganz flott. Was fehlt, ist die Angabe, warum die Infektion entstanden ist“, beklagt er. „Man redet doch davon, dass man Infektionsketten zurückverfolgen will.“ Immerhin habe Sozialdezernent Kühn erklären können, dass aktuell 50 Prozent aller Neufälle auf private Feste und 30 Prozent auf Urlaubsrückkehrer zurückzuführen seien. „Warum sagt man das nicht bei Schulen?“ Er vermutet, dass viele Infektionen auf überfüllte Busse zurückzuführen seien, die er schon lange kritisiert. Das Land habe doch angeboten, Kosten für angemietete Reisebusse zu übernehmen. „Warum hat man das nicht angenommen?“