Corona-Krise Wuppertal kann nicht alle Bürger mit Masken versorgen

Wuppertal · Nach den Beschlüssen von Bund und Ländern ist das Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Raum „dringend empfohlen“. In Wuppertal fehlen diese jedoch, obwohl viele Schneidereien und Privatleute jetzt selber nähen.

Anke Schulz von der Schneiderei Burscheid näht Masken nach Kundenwünschen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

In Deutschland wird über die Lockerung der Corona-Maßnahmen diskutiert und dabei wird auch die Frage nach dem Einsatz von Masken immer wieder Thema. Bund und Länder haben am Mittwoch beraten, das Tragen von Alltagsmasken im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel „dringend“ zu empfehlen. In Jena hat die Stadt seit dem 2. April sogar schrittweise die Maskenpflicht eingeführt. In Wuppertal ist das kein Thema. Oberbürgermeister Andreas Mucke sagt, die Stadt sei gegen die allgemeine Maskenpflicht. Allein schon deshalb, weil es nicht genug Masken gebe. „Wir können keine Maskenpflicht erfüllen.“ Für Mucke kommt eine Pflicht nur als landesweite Maßnahme mit entsprechender Unterstützung in Frage. „Alleingänge wie in Jena halten wir für wenig sinnvoll, denn ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen ist für niemanden nachvollziehbar“, sagt Martina Eckermann vom Presseamt.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, hatte am Montag für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität geworben. Die Wissenschafts-Akademie empfiehlt dafür das Tragen von Mund-Nasen-Schutz. In Bildungseinrichtungen und auch im öffentlichen Personennahverkehr.

Auch das Robert-Koch-Institut empfiehlt Masken in bestimmten Situationen – wenn auch vor allem um sein Gegenüber zu schützen, nicht um das eigene Ansteckungsrisiko zu senken. „Das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung kann ein zusätzlicher Baustein sein, um die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Covid-19 in der Bevölkerung zu reduzieren – allerdings nur, wenn weiterhin mindestens 1,5 Meter Abstand von anderen Personen, Husten- und Niesregeln und gute Händehygiene eingehalten werden.“

Die Stadt hat bisher 300 000 OP-Masken verteilt, für den Einmalgebrauch. Dazu kommen etwa 68 000 FFP2-Masken. „Die Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen werden durch uns versorgt, sofern sie selbst Beschaffungsprobleme haben. Ebenso die niedergelassenen Arztpraxen“, sagt Eckermann.

Darüber hinaus gibt es aber privaten Bedarf an eben jenen Alltagsmasken, die für die Bürger empfohlen werden, den die Stadt nicht erfüllen kann und der zum Teil von Wuppertalern selbst gedeckt wird.

Masken, um zu helfen oder damit das Geschäft überlebt

Bedürftige werden zum Teil von Ehrenamtlern versorgt. So hat etwa etwa Heike Schaub-Keller vor drei Wochen begonnen, Masken für „Cronenberg hilft“ zu nähen, von wo aus die Masken an die Lebenshilfe oder Pflegeeinrichtungen verteilt worden seien. Dafür habe sie auch Stoff bekommen. Jetzt nähe sie vor allem für Familie und Freunde und nutze eben den Baumwollstoff, den sie noch habe. „Ich habe sogar schon eine Tischdecke eingesetzt“, berichtet sie.

Die Jugendorganisation der Rotarier, Rotaract, hat in Wuppertal einen Aufruf gestartet, Masken zu nähen und zu spenden. Die Mitglieder besorgen Stoff und Bänder, bringen Sie zu ehrenamtlichen Nähern, holen Sie ab und verteilen sie wieder. Laut Anna Russer, die die Initiative mitorganisiert, gehen die Masken an die Lebenshilfe und die Initiative „Miteinander Füreinander“ in Heckinghausen. Die Rotaracter suchen noch mehr Menschen, die Nähen und Ausliefern wollen (Anna.Russer@rotaract.de).

Neben vielen Engagierten produzieren auch Geschäftstreibende Masken, die sie verkaufen. Darunter ist Anke Schulz von der Schneiderei Burscheid an der Hedwigstraße. Sie versucht durch das Nähen von Masken, die Verluste einzugrenzen. Normalerweise arbeite sie an Braut- und Ballkleidern und Anzügen. Die Aufträge seien weg. Seit zwei Wochen mache sie Masken, seit einer Woche auch aus von den Kunden mitgebrachtem Stoff für individuelle Modelle. Die Kosten liegen bei 15 bis 19 Euro pro Stück. Aber das sei nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“, verglichen mit den Ausfällen.

Anne Jonas Ulbrich von der textilen Werkstatt „Liebesgruß“ kennt das. Sie betreibt ihren Laden nebenberuflich und sei deswegen nicht für Soforthilfen qualifiziert. Sie versucht seit einigen Wochen, mit farbigen Masken „zumindest die Fixkosten zu decken“ und ihre Marke am Leben zu erhalten. Sie hat die Käufer gebeten, Fotos von sich mit ihren Masken im Internet zu zeigen. „Es wird ja auch normaler, Masken zu tragen, wenn man andere Menschen damit sieht“, sagt sie. Denn die Masken dienten vor allem auch dem Schutz anderer, sagt Anne Jonas Ulbrich.