„Da kann auch Druck entstehen“

Der Gestaltungsbeirat gibt Empfehlungen für Verwaltung und Politik zu stadtbildprägenden Bauvorhaben

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Wuppertal. Es ist ein bisschen, als würde man über Politik aus vergangenen Tagen reden, wenn über den Gestaltungsbeirat gesprochen wird. Der Beirat tagt nur hinter verschlossenen Türen, ohne die Öffentlichkeit und spricht dort über die Bauvorhaben, die in der Stadt geplant sind. Thomas Kring (SPD) ist Mitglied des Beirates. Er erklärt, warum das so ist und was in dem Beirat so alles besprochen wird.

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Herr Kring - warum tagt der Gestaltungsbeirat ohne die Öffentlichkeit?

Thomas Kring: Im Gestaltungsbeirat werden Bauvorhaben thematisiert, deren Planung noch ganz am Anfang steht. Dort reden die Architekten aus dem Gremium mit Investoren und Bauherren über deren Vorhaben. Ohne die Öffentlichkeit kann man zum einen offener reden und zum anderen überhaupt Investoren bewegen, sich in die Diskussion zu begeben. Andere Städte handhaben das anders, aber ich kann das nur unterstützen.

Was macht denn dieses Gremium überhaupt?

Kring: Das Gremium, bestehend aus fünf externen Beratern aus der Architektur und sieben politischen Beratern, erstellt Empfehlungen für die Verwaltung und die Politik zu bedeutenden Bauvorhaben, die das Stadtbild prägen.

Sollten nicht gerade dabei auch die Bürger mitreden können?

Kring: Nein, nicht in dem Stadium. Das ist der falsche Raum für Bürgerbeteiligung. Es geht schlicht um die fachliche Begutachtung eines Projektes. Wenn das planungsrechtlich zulässig ist, wird es sowieso realisiert, wenn nicht, gehen die Pläne in die Gremien, in denen die Bürger teilhaben können. Außerdem werden viele der vorgestellten Pläne am Ende gar nicht realisiert. Damit muss man nicht an die Öffentlichkeit.

Welchen Einfluss haben Sie auf die Vorhaben, die Ihnen vorgestellt werden?

Kring: Ich als Politiker habe nur beratenden Einfluss. Die Entscheidungen treffen die externen Berater, die Architekten, die vom Rat gewählt werden. Sie diskutieren mit den Bauherren und erstellen Empfehlungen über das weitere Vorgehen — immer mit Blick auf die umliegenden Gebäude und die landschaftliche Umgebung.

Wie wird das gewährleistet?

Kring: Die Architekten werden aus verschiedenen Fachbereichen zusammengestellt - es sind konventionelle Architekten, Landschaftsarchitekten und Städteplaner. Sie kommen von außerhalb, um einen frischen Blick auf die Stadt zu sichern. Deren Augen haben sich noch nicht an gewisse Gegebenheiten in der Stadt gewöhnt.

Kann das Gremium denn Druck ausüben?

Kring: Zunächst ist der Gestaltungsbeirat ja ein Gremium zur Beratung der Bauherrn im Sinne einer attraktiven Stadtgestaltung. Aber die Empfehlungen richten sich ja auch an Verwaltung und Politik. Und darüber kann auch Druck entstehen. Wenn es sich um ein städtisches Grundstück handelt oder eine öffentliche Förderung gewünscht ist zum Beispiel. Wenn es noch kein sicheres Baurecht gibt, kann über ein Bauleitplanverfahren, das der Stadtentwicklungsausschuss beschließen muss, Einfluss auf Ausmaß und Gestaltung von Bauprojekten genommen werden. Aber erfreulicherweise werden die Empfehlungen meistens positiv aufgenommen. Den Anteil der „uneinsichtigen“ Bauherrn schätze ich auf unter 20 Prozent.

Wie bewerten Sie die Entwicklung Wuppertals aus Sicht des Beirates?

Kring: Klar gibt es hier noch viele Kastenbauten, aber darauf haben wir in dem Beirat keinen Einfluss. Im Grundsatz hat der Beirat gute Arbeit geleistet in den letzten Jahren. Im Briller Viertel etwa gab es dort kaum ein Vorhaben, dass nicht durch den Beirat gegangen ist. Klar konnten wir das gültige Planungsrecht nicht wegwischen, aber doch positiven Einfluss auf die Gestaltung nehmen.