„Das ist eine tolle Alternative zum Schulsport“
Lehramtsstudenten organisieren Sportunterricht für vier Förderschulklassen.
Wuppertal. Es ist der letzte Unisport-Tag in diesem Jahr für die Förderschüler der Schule Hufschmiedstraße. Rund 30 von ihnen liefen fröhlich ihre Runden über die Tribüne, warfen gezielt mit Bällen auf bunte Becher, schlugen Salti oder bugsierten Tischtennisbälle in einen Einkaufswagen.
Den spielerischen Sportparcours hatten sich acht Lehramtsstudenten der Wuppertaler Uni ausgedacht. Sie betreuen die Förderschüler seit Semesterbeginn. Ins Leben gerufen wurde das Projekt 1992 von Lilo Winnacker-Spitzl, die Förderschule Hufschmiedstraße ist seit drei Jahren dabei. Unterrichtet wird während des Semesters von angehenden Sportlehrern.
"Das Medium Sport bietet ideale Möglichkeiten für ein aktives und friedliches Miteinander", sagt Lilo Winnacker-Spitzl. "Und für die Studenten ist es die beste Möglichkeit zu lernen, auch mit herausfordernden Schülern klarzukommen." An einen Lehrplan sind die Studenten nicht gebunden. Hockey, Fußball, Trampolin, Tanzen - das Angebot soll den Schülern die Chance geben, ihre Talente zu finden.
"Gerade Kinder, die sonst nicht soviel Sport machen, sollen motiviert werden." Das liegt Lilo Winnacker-Spitzl am Herzen. Auch die Klassenlehrer, die ihre Schüler begleiten, sind zufrieden. "Das ist eine tolle Alternative zum Schulsport", sagen René Olberts und seine Kollegin Cornelia Kalla. "An der Schule haben wir nur eine Gymnastikhalle und daher gar nicht die Möglichkeit, diese Vielfalt anzubieten."
In den Semesterferien, wenn der der "normale" Schulsport ansteht, liegt der Fokus daher auf Ballspielen und Zirkeltraining. Ein weiterer positiver Effekt: "Obwohl hier Schüler der siebten bis zehnten Klasse sporteln, gibt es keine Konflikte." Die Lehrer selbst haben während des Unterrichts Zeit, ihre Schützlinge zu beobachten. "Es ist interessant zu sehen, wie anders sich mancher bei den Studenten verhält", erklärt René Olberts. "Viele trauen sich hier mehr, als im kleinen Klassenverbund."
Das sehen auch die Studenten so. "Klar können wir uns diese Aufgabe als Praktikum anrechnen lassen", sagt Thomas Pisczor. "Aber das ist nur die eine Seite. Wichtiger ist, was wir für uns selbst lernen." Er selbst ist zum zweiten Mal dabei. Beim ersten Projekt hat er ADHS-Schüler betreut, jetzt die Förderschüler. "Das ist ein großer Unterschied, den ich sonst so nicht kennengelernt hätte. Wie motiviere ich die Kinder? Wie gehe ich richtig auf sie ein? Später hat man nicht mehr die Zeit, sich intensiv mit diesen Fragen zu beschäftigen."
Der Spaß der Schüler ist ihr Lohn. "Am Anfang waren viele zurückhaltend. Nach und nach tauen sie auf", sagt Thomas Pisczor um gleich darauf eine Achtklässlerin zu loben, die drei Tischtennisbälle in einen Einkaufswagen gezirkelt hat. Das Mädchen strahlt und jeder sieht: Ihr macht der Unisport richtig Spaß.