Wuppertal Das Pokerspiel um die Gewerbefläche Kleine Höhe
Seit Jahrzehnten wird über die Nutzung gestritten. Die SPD scheint ihre Pläne für eine Gewerbeansiedlung aufzugeben.
Wuppertal. Bis Ende 2017/2018 muss die Stadt Baurecht für eine fünf Hektar (50 000 Quadratmeter) große Fläche auf der Kleinen Höhe schaffen, damit dort die sogenannte Maßregelvollzugsklinik mit 150 Plätzen gebaut werden kann. Gibt es bis dahin keinen gültigen Bebauungsplan, fällt die Wahl des NRW-Gesundheitsministeriums auf das Gelände der Bereitschaftspolizei auf Lichtscheid an der Müngstener Straße.
Es bleibt also noch etwas Zeit, um über die Verwendung von 20 weiteren Hektar auf der Kleinen Höhe nachzudenken, die im Flächennutzungsplan neben den fünf für die Forensik ebenfalls als Gewerbegebiet ausgewiesen sind. Auf ihrem Unterbezirksparteitag hat sich die Wuppertaler SPD positioniert. 95 Prozent der Delegierten stimmten dafür, das Ökosystem Kleine Höhe bestmöglich zu schützen und weitgehend zu einer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft sowie zum Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen zu entwickeln. Von einer Gewerbeansiedlung auf der Kleinen Höhe war da offiziell nichts mehr zu hören. Das ist eine Abkehr von dem politischen Kurs, den die SPD seit Jahrzehnten verfolgt.
Wegen seiner topographischen Lage mit Berg und Tal mangelt es in Wuppertal an zusammenhängenden Freiflächen, die für die Ansiedlung von Gewerbe genutzt werden können. Eine Ausnahme ist die Kleine Höhe, über deren Nutzung seit Jahrzehnten diskutiert wird. Während die Naturschützer und Anwohner den Erhalt der Freiflächen fordern, sieht die Mehrheit im Stadtrat sowie die Verwaltungsspitze in der Kleinen Höhe bisher die einzige Chance, doch noch einmal ein großes Unternehmen nach Wuppertal zu locken.
Der Graben zieht sich quer durch SPD und CDU
Nun bröckelt die Allianz von SPD und CDU, wenn darüber auch niemand offen reden will. Denn der Graben geht inzwischen quer durch beide Parteien. So ist es kein Geheimnis, dass die beiden Fraktionsvorsitzenden Klaus Jürgen Reese (SPD) und Michael Müller (CDU) die Kleine Höhe trotz Widerständen an der Basis nicht freiwillig aus der Hand geben wollen. Schließlich besteht dort Planungsrecht für Gewerbe. Die Flächen könnten in Verhandlungen mit der Bezirksregierung über andere potenzielle Gewerbeflächen ein Faustpfand sein oder für Tauschgeschäfte eingesetzt werden — die Kleine Höhe ist das Ass im Pokerspiel.
Ein Türchen hat sich der SPD-Unterbezirk ohnehin offen gehalten. So sollen laut Beschluss Ersatzflächen gefunden werden, um die 20 Hektar zu ersetzen. Oberbürgermeister Andreas Mucke, der sich seit vielen Jahren offen gegen eine Gewerbeansiedlung auf der Kleinen Höhe ausspricht, hegt die Hoffnung, dass sich die Pläne der Wuppertaler Stadtwerke verwirklichen. Die WSW wollen ihre Fuhrparks in Vohwinkel und Nächstebreck am Clausen zusammenlegen. Dann, so Mucke, würden größere Gewerbeflächen in den Stadtteilen frei. Auf der anderen Seite teilt Mucke mit Stadtdirektor Slawig die Sorge, dass Wuppertal bei Anfragen größerer Unternehmen nichts zu bieten hätte.
Sollte die Forensik auf der Kleinen Höhe gebaut werden, müssten die Nutzungsmöglichkeiten neu definiert werden. Die Forensik wäre planungsrechtlich wie ein Krankenhaus vor Lärm, Luftverschmutzung und anderen schädlichen Einflüssen zu schützen. So bleibt abzuwarten, was von dem 25 Hektar großen Gelände für die Ansiedlung von Industrieunternehmen übrigbliebe. Zumal sich die Erschließung bisher wegen Problemen mit der Entwässerung gar nicht lohnte. Das Bebauungsplanverfahren muss zeigen, ob sich die Kleine Höhe für eine Forensik eignet — und was vom einst wichtigsten Gewerbegebiet noch übrig bleibt.