Der Kuckuck ist verstummt und die Drossel klingt nach Nachtigall
Der Frühling hat viele Vögel wieder nach Wuppertal gelockt.
Alle Vögel sind schon da — gaukelt einem zumindest das morgendliche Stimmenkonzert vor. Doch gerade die Langstreckenflieger sind noch nicht wieder gelandet. Sie sind die Verlierer des Klimawandels, denn bei ihrer Ankunft ist das Büffet inzwischen schon geplündert. Das gilt auch für den Frühlingsvogel schlechthin, den Kuckuck (Foto: dpa). Sein markanter Ruf ist im Bergischen Land ganz verstummt.
„Das ist eines der ganz dunklen Kapitel. Seine Wirtsvögel sind mit ihrer Brut schon zu weit, wenn er aus dem Süden zurückkehrt. Er findet keine Nester mehr, in die er seine Eier legen kann“, sagt Rainer Mönig. Der Vogelexperte Artenschutzbeauftragte des Landesumweltamtes vermisst auch Kiebitz, Rebhuhn und Feldlerche. Diese Arten hat er einst zahlreich beobachten können, doch Bebauung und intensive Landwirtschaft haben ihnen den Lebensraum genommen.
Andere Federtiere haben sich dagegen mit dem Großstadtleben arrangiert. „Zu den Gewinnern gehört der Hausrotschwanz. Er ist eigentlich in Felsregionen zu Hause, betrachtet aber Hochhäuser inzwischen als Ersatz. Auf der Penthouse-Ebene hat er so gut wie keine Feinde“, sagt Rainer Mönig. Nachtschwärmer und Frühaufsteher haben gegen 3.30 Uhr am Werth oder auf der Poststraße gute Chancen, ihm zu lauschen.
Rainer Mönig über den Kuckuck
Eine Stunde später beginnt auch die Amsel zu singen. Ihre Verwandte, die Singdrossel, wird dagegen oft überschätzt. „Sie hat eine sehr schöne Stimme, so dass mir immer wieder Leute sagen, sie hätten eine Nachtigall im Garten. Doch die braucht noch ein paar Jahre Klimawandel. Ihr ist es noch zu kühl“, sagt der Experte.
Als besonders anpassungsfähig erweisen sich Kormoran und Graureiher. Während der eine nicht nur in Teichen, sondern auch in der Wupper fischt, setzt sich der andere täglich an den gedeckten Tisch. „Die Graureiher haben sich im Zoo niedergelassen. Sie wissen, dass es bei den Pinguinen jeden Tag Fisch gibt.“
Hören und sehen lassen sich dagegen Spatz, Grünfink, Buchfink oder Zaunkönig. „Als ich heute Morgen in Beyenburg unterwegs war, habe ich sie überall angetroffen“, sagt Rainer Mönig. Für die Beobachtung von Wasservögeln empfiehlt er die Talsperren. Dort brüten inzwischen sogar die eleganten Schwarzstörche. „Der war auch mal ganz verschwunden, doch engagierte Ornithologen haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu retten und künstliche Horste angelegt.“ Ähnliches Glück hatte der Wanderfalke. Er fand beispielsweise im Kraftwerk an der Kabelstraße eine neue Heimat für seine Brut. „Dort kann jeder direkt in sein Schlafzimmer schauen.“ Nachwuchs ist bereits unterwegs.