Brückenfest Der Rheingold-Zug rollt über die Müngstener Brücke

Bergisches Land · Drei Touren durchs Bergische Städtedreieck gab es. Auch historische O-Busse waren im Einsatz.

Vom Solinger Hauptbahnhof ging es über die Müngstener Brücke durch Remscheid bis nach Wuppertal. 

Foto: ja/Tim Oelbermann

Ein Raunen ging durch die wartende Menge am Bahnsteig auf Gleis 8 am Hauptbahnhof Solingen. Langsam näherte sich der historische Rheingold-Zug, der aus Richtung Köln kommend in den Bahnhof einrollte. Kameras und Handys waren gezückt, und hier und da wurde geklatscht, als der Lokführer die schrille Hupe des Triebwagens erklingen ließ und die Fahrgäste begrüßte. Dutzende tummelten sich entlang der fünf Wagen. Im Zug ging dann die Suche nach dem reservierten Sitzplatz weiter.

Reinhard Kreutz (71) ist schon lange Eisenbahnfan, gefahren ist er mit dem alten Zug aus den 1920er Jahren aber noch nicht. „Ich freue mich sehr auf die Fahrt“, sagte der Solinger, der die „Bergische Runde“ von seiner Frau zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Zum Brückenfest boten die Bergischen Bahnen und der Förderverein Wupperschiene gemeinsam mit dem Rheinischen Industriebahnmuseum Köln die Fahrten im historischen Rheingold-Zug an. „Seit Anfang des Jahres dürfen wieder schwerere Züge die Müngstener Brücke passieren, und schnell war klar, dass wir das machen“, erklärte der Zugleiter Fabian Müller vom Verein Wupperschiene.

Knapp 90 Minuten dauerte eine „Bergische Runde“. Vom Solinger Hauptbahnhof ging es über die Müngstener Brücke durch Remscheid bis nach Wuppertal. Am dortigen Hauptbahnhof konnten Fahrgäste aus- und zusteigen. Viele Eisenbahnfans und Hobbyfotografen erwarteten den Rheingold-Zug. Dieter Hentsch fotografiert leidenschaftlich gerne Züge, besonders historische Bahnen.

Nostalgie innen
und außen

„Für Liebhaber ist das heute Weihnachten“, sagte der 56-Jährige, dessen Frau ebenfalls am Bahnhof Oberbarmen Fotos vom Sonderzug machte. „Nachher fahren wir gemeinsam in den Brückenpark, schauen unsere Bilder an und beobachten bei Kaffee und Kuchen den Zug, wenn er nochmal über die Brücke fährt.“

Die bunten Züge begeisterten mit ihrem nostalgischen Look von außen wie von innen. Die Abteile boten rote Ledersitze, blaue Samtsitze und im Speisewagen Tische mit weißen Decken. Die Wagen waren innen mit Holz verkleidet, und die großen Fenster luden ein, die Haare im Fahrtwind wehen zu lassen.

„Da können die klimatisierten Züge von heute in Sachen Charme einfach nicht mithalten“, sagte Heike Asshauer, die für die Arbeit jeden Tag mit der S 7 nach Lüttringhausen pendelt. „Die alten Züge sind so gemütlich, und mit einen Stück Kuchen würden sich Verspätungen besser verkraften lassen“, meinte sie und lobte den Service im Rheingold-Zug. Denn auch in der zweiten Klasse wurden die Fahrgäste mit frischem Kuchen versorgt.

Zugleiter Fabian Müller freute sich über den reibungslosen Ablauf. Rund 10 000 Euro kostete der Tag die Vereine. Teuer seien vor allem die Mieten der Fahrzeuge. „Anfangs lief der Verkauf schleppend, aber vor gut zwei Wochen stand fest, dass wir fahren können“, sagte Müller. Die Wagen der ersten Klasse waren restlos ausverkauft, spontane Eisenbahnfans konnten vor Ort noch Fahrscheine für die zweite Klasse lösen. Der „Silberling“ wurde von der Deutschen Bahn noch bis in die 1990er Jahre eingesetzt. „Daran kann ich mich noch gut erinnern“, sagte Uschi Kühne-Paas, die mit ihrem Enkel Louis spontan ein Ticket löste.

Die rote Diesellok mühte sich durch die Steigungen nach Remscheid. Das feuchte Oktoberwetter spielte dem 20-köpfigen Team um Fabian Müller in die Karten: „Die Schienen sind schön schmierig.“ Ab Lennep ging es zügiger Richtung Wuppertal und wieder zurück zum Solinger Hauptbahnhof.