Der Schrecken kam erst Tage nach dem Überfall
Im Prozess um den Überfall auf das Juweliergeschäft berichtet Nadja Abeler von den bangen Minuten und den Folgen.
Wuppertal. Nadja Abeler (48) war nach dem Überfall auf das Juweliergeschäft Abeler zunächst sehr gefasst — „ich musste ja funktionieren“. Inzwischen haben die Erlebnisse vom 12. Februar sie eingeholt und machen ihr zu schaffen. Gestern berichtete sie zum Auftakt des Prozesses gegen drei Männer vor dem Landgericht als Zeugin.
Die Angeklagten sind 35, 33, und 19 Jahre alt, stammen aus Litauen. Zur Tat sagen sie nicht viel, nur dass sie ihre Beteiligung an dem Überfall einräumen. Zum Teil erklären das ihre Verteidiger für sie. Weitere Fragen beantworten die Männer nicht.
Vier Täter betraten an dem Tag gegen 18 Uhr das Geschäft, gingen zielgerichtet auf die Auslagen im Fenster zu. Es gelang ihnen, einige Uhren mitzunehmen, gescheitert sind sie aber wohl an dem Glaskubus im Schaufenster, in dem die besonders teuren Stücke lagen. Mit 24 Uhren und einem Beutel mit Schmuck eines Kunden, einer Beute im Wert von rund 22 000 Euro sind sie geflohen.
„Gedauert hat es eine gefühlte Ewigkeit, aber es waren wohl nur ein paar Minuten“, berichtet Nadja Abeler. Sie hatte dem ersten Täter die Tür zu dem gesondert gesicherten Bereich des Geschäfts geöffnet. „Er war sehr schick, trug auch so ein Halstuch.“ Dann sah sie eine Plastikflasche am Boden, die die Tür blockieren würde, wollte sich bücken und schon habe der Mann sie mit einer Pistole bedroht und ihr den Arm auf den Rücken gedreht.
„Er sagte ,Hands up! Überfall!’“, berichtet sie. Die weiteren Täter seien hereingekommen, einer habe ihre Kollegin mit einer Pistole bedroht, die mit einem Kunden Schmuck begutachtete. Zwei hätten mit Hämmern den Schließmechanismus am Fenster geöffnet. Einer habe Uhren gegriffen. Den anderen habe sie nicht gesehen, aber weitere Hammerschläge gehört, wohl auf den Panzerglaskubus. „Das war ihr Hauptziel“, ist sie überzeugt.
Nach einen Wortwechsel seien zwei Männer geflohen, ihre Kollegin und der Kunde liefen in einen Nebenraum. Sie habe gezögert, denn der jüngste Täter stand noch in der Tür. „Ich wusste nicht, was macht er.“ Die Situation sei ihr im Gedächtnis geblieben: „Ich habe einen Sohn in dem Alter, dachte, was wohl seine Mutter denken würde, wenn sie davon wüsste.“ Dann sei sie aus dem Raum gelaufen, habe hinter einer Theke die Polizei gerufen.
Anschließend habe sie sich um alles kümmern müssen, denn ihr Mann war bei einer Messe. Tage später kam die erste Panikattacke. Jetzt werde ihr mulmig, wenn dunkel gekleidete Personen oder solche mit Kapuzenjacken das Geschäft betreten. Sie könne sich nicht konzentrieren, schlafe schlecht, habe Kopfschmerzen.
Die Anklage wirft den Angeklagten schweren Raub vor. Ihnen drohen Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren. Am am 30. Juni könnte es ein Urteil geben.