Der Wuppertaler Mafia-Film
Warum der Filmproduzent Norbert Preuss unbedingt im Tal drehen will.
Wuppertal. Norbert Preuss hat sich über Wuppertal schon viele Gedanken gemacht: "Wenn wir drehen, dann drehen wir auch in Wuppertal", sagt der Film-Produzent. Er hat große Pläne. Der Macher von Kinostreifen wie "Das Experiment" und "Rossini" will einen Mafia-Film drehen. Hauptdarsteller soll Moritz Bleibtreu werden.
Geht es nach Preuss, wird Bleibtreu schon im kommenden Frühjahr den früheren Mafia-Killer und jetzigen Kronzeugen Giorgio Basile verkörpern. Die Rechte an dem Stoff hat er schon erworben. Noch werden zwar Gespräche mit Bleibtreus Berliner Agentur geführt, aber das verschmitzte Lächeln von Produzent Preuss lässt erwarten, dass man sich bald einig wird.
Der Produzent hat sich gestern jedenfalls noch einmal ein Bild von der Hauptfigur gemacht. Preuss war einer der vielen Zuschauer, die im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf einen Blick auf Basile werfen wollten. Und er wurde nicht enttäuscht. Der per Video als Zeuge zugeschaltete Basile packte aus, belastete den 38 Jahre alten Angeklagten schwer.
"Ja, das ist Toni der Zuhälter", sagte Basile. 1998 habe er an diesen Wuppertaler Toni - in seinem Umfeld hat es laut Basile viele Tonis gegeben - Kokain und Amphetamine geliefert. Treffpunkt war laut Anklage eine Wohnung an der Lockfinke. "Ich weiß noch, da waren Treppen", erinnerte sich Basile gestern. Mehr wusste er zu den Örtlichkeiten aber nicht mehr. "Das ist fast zehn Jahre her", entschuldigte er sich. Der Angeklagte - er ist zwar vorbestraft, aber bislang nicht wegen Zuhälterei oder Drogendelikten - schüttelte dazu immer wieder den Kopf. Sein Verteidiger nahm Basile gestern ins Kreuzverhör.
Doch der ließ sich nicht in die Enge treiben: "Es ist alles wahr. Wir waren eine kriminelle Vereinigung. Und der Toni war 100-prozentig dabei." Nach zwei Stunden war der Videoauftritt Basiles zu Ende. Und Filmproduzent Preuss war mit dem Gehörten zufrieden. Dabei wurde die andere spannende Wuppertal-Vergangenheit von Basile gestern in Düsseldorf nicht besprochen: die Bombe von Bendahl.
Am 13. April 1980 detonierte um 11.23 Uhr eine Dynamit-Ladung vor einer Tür an der Westseite des maroden Gefängnisses Bendahl. Der gerade mal 20 Jahre alte Giorgio Basile wartete in einem Alfa Romeo. Mit dem Wagen brachte er den Erzengel Maglio, der im "Bad Bendahlo" in U-Haft saß, in die Freiheit. Sein erster "erfolgreicher" Auftrag für die Mafia.
Aus cineastischer Sicht ein echter Knalleffekt. Das bestätigt auch Filmproduzent Preuss: "Die Sprengung wird im Film sicher eine Rolle spielen. Mit Originalschauplätzen wird’s allerdings schwierig." Das stimmt. Schon vor der Mafia-Sprengung stand fest, dass der marode Knast am Bendahl geräumt wird. 1997 kamen die Abrissbagger.
Pause Der Prozess, in dem Giorgio Basile gestern seinen wegen Drogenhandels angeklagten Landsmann (38) belastete, wurde nach Ende der Videoübertragung auf Anfang August vertagt.
Vorsitz Vorsitzender im Prozess ist Helmut Leithäuser, bekannt als Richter im GWG- und Kremendahl-Verfahren.
Umzug Das Landgericht Wuppertal musste nach Düsseldorf umziehen, weil nur dort die technischen Voraussetzungen für die Videoübertragung gegeben sind. Die nächsten Termine finden wieder in Wuppertal statt.