Verkehrswende Mit dem Schnellbus um die Stadt
Wuppertal · Metrolinien und Mobilstationen in ganz Wuppertal sollen den ÖPNV verbessern. Die Initiative Solidarisches Bürgerticket will damit Anregungen für den Nahverkehrsplan liefern.
Sieben Schnellbuslinien und zehn Mobilstationen im ganzen Stadtgebiet – damit will die Initiative Solidarisches Bürgerticket die Diskussion um den Öffentlichen Personennahverkehr in Wuppertal weiter anregen.
Hintergrund sind die Planungen für den Nahverkehrsplan, einerseits, und die Rückmeldungen auf die Idee des solidarischen Bürgertickets anderseits, erklärt Jan Niko Kirschbaum, Sprecher der Initiative. Denn viele Leute, mit denen die Initiative die Idee des Bürgertickets diskutiert habe, hätten sich nicht gegen die Idee an sich gewehrt, sondern dagegen, für den jetzigen ÖPNV zu zahlen. Was die Initiative daraus geschlossen hat: Man müsse den ÖPNV hier neu denken. „Wir müssen uns die Frage stellen, was wir für einen ÖPNV brauchen. Nicht, was wir uns für einen ÖPNV leisten können.“
Die Idee, die jetzt entwickelt wurde, sieht im Plan aus, wie ein großstädtisches U-Bahn-Netz. Sieben Linien sollen durch die Stadt fahren. Schnellbusse, die alle zehn Minuten fahren. Sie sollen vor allem den Busverkehr von den Nord- und Südhöhen auf die Talachse, aber auch entlang der Höhenzüge beschleunigen.
Einige Linien sind neu, andere nur verlängert
Kirschbaum sagt, viele hätten sich beschwert, dass man mit dem Bus sehr lange brauche, um in einen anderen Stadtteil zu kommen, weil man immer durchs Tal müsse. Dann dauerten die Umstiege sehr lange. So verliere man die Menschen, die bereit seien, vom Auto umzusteigen, wenn sie durch den ÖPNV viel Zeit verlören, so Kirschbaum. Dagegen soll die Ideen-Skizze helfen.
Die Linien, die sich die Initiative erdacht hat, sind teils an die bestehenden Expresslinien angelehnt. Andere seien neu. Etwa die „M63“ und „M65“, die über die Süd- bzw. Nordhöhen führen und zusammen so etwas wie eine Ringbuslinie um die Stadt ergeben. Die fiktive M61 ist eine Verlängerung der bestehenden Linie 61 - vom Bahnhof Ronsdorf bis zum Schaumlöffel.
Dazu will die Gruppe mehr Mobilstationen aufbauen, wie die, die gerade am Ölberg entstanden ist. Dort kommt eine Fahrradgarage mit Taxi- und Carsharing-Plätzen und einer Bushaltestelle zusammen und soll so den Umstieg von einem ins andere Verkehrsmittel – möglichst ohne Pkw – vereinfachen. Die Idee soll Schule machen, in anderen Quartieren umgesetzt werden. Das fordern auch die Verkehrs-Denker um Kirschbaum und haben elf Standorte in der Stadt im Visier.
Die Idee mit den Schnellbuslinien ist sicher interessant – solange Stadt und Stadtwerke nicht über Zahlen sprechen müssen. Denn der ÖPNV in Wuppertal ist aufgrund des Finanzierungssystems defizitär. Mehr als 50 Millionen Euro fehlen im Jahr. Verkehrsdezernent Frank Meyer fordert seit langem eine andere Finanzierung, zudem Zuschüsse von der Stadt. Kämmerer Johannes Slawig hält das für unmöglich, ohne die Grundsteuer zu erhöhen. Die Situation ist verfahren, Geld für neue Linien ist so aber unwahrscheinlich.
Sie könnten aber über den Nahverkehrsplan entstehen, der in Arbeit ist. Aber das schon seit 2016. Zuletzt wurde angekündigt, der Plan könnte 2022 fertig sein. Solange arbeiten die Stadtwerke auf Grundlage des Plans von 1997. Nicht zeitgemäß, nicht wirtschaftlich. Und immer wieder werden Kürzungen moniert, die die Stadtwerke wegen fehlender Fahrgäste in bestimmten Linien als wirtschaftlich notwendig sehen.
Kirschbaum und seine Mitstreiter gehen befreit von wirtschaftlichen Zwängen in die Diskussion. Und mit „breiter Brust“, wie Kirschbaum sagt, weil sie eben berechnet hatten, dass das Bürgerticket ein Plus im ÖPNV von 20 Millionen Euro bringen würde. Geld, dass man in Verbesserungen stecken könnte. Kirschbaum räumt aber ein, dass die Idee mit den Schnellbussen ohne spezifische Datengrundlage erdacht wurde. Mehr aus Erfahrungen und Rückmeldungen. Sie soll eine Grundlage für die Diskussion um den Wuppertaler ÖPNV sein. „Kein heiliger Gral“, nicht unantastbar. Die Initiative will diskutieren und Stadt und WSW zum Handeln bringen.