„Downshifting“ – warum ein Manager freiwillig kürzer trat
Immer mehr, immer schneller, immer besser – der Wuppertaler Klaus Häck hat diese eiserne Führungskräfte-Regel durchbrochen. Der WZ verriet er, warum er damit besser lebt.
Wuppertal. Nun also "Downshifting". Klingt etwas nach den Anglizismen, die sich in der neuen, globalisierten und hektischen Wirtschaftswelt eingebürgert haben. "Human Resources Management" oder "Outsourcing" sind solche Begriffe. Dabei meint Downshifting das genaue Gegenteil: Einen "Ausstieg light" - um im Neudeutschen zu bleiben. Hierbei geht es aber nicht um Menschen, die ohne Strom und fließendes Wasser im Wald leben. Es geht um Menschen wie Klaus Häck: Er war sechs Jahre Hoteldirektor im Wuppertaler InterCity-Hotel. Es geht um Menschen, die endlich wieder selbstbestimmt leben, sich ihre Zeit selbst einteilen wollen.
Herr Häck, wie sah ihr Alltag vor dem "Ausstieg light" aus?
Klaus Häck: Ich war leitender Angestellter. Als Hoteldirektor war mein Arbeitsalltag fremdbestimmt. Die Vorgesetzten erwarteten bestimmte Dinge, die Abläufe waren immer die gleichen. Besonders bei Meinungsverschiedenheiten habe ich gespürt: Ich wurde immer aggressiver.
Häck: Na klar, dann muss man erstmal durchatmen, zur Ruhe kommen und dann weiter machen. Aber wenn es immer häufiger zu solchen Differenzen kommt, muss man sich irgendwann die Frage stellen: "Will ich zulassen, dass mir jemand sagt, was ich zu tun habe?"
Diese Frage haben Sie für sich mit Nein beantwortet.
Häck: Das war aber ein langer Prozess. Sowas funktioniert nicht von heute auf morgen. Am Anfang steht die Einsicht, dass niemand etwas für einen verändert, das muss jeder selbst schaffen. Ich habe begonnen, mich weiterzubilden. So habe ich drei Jahre auf die spätere Selbstständigkeit hingearbeitet.
Wie gelang Ihnen der eigentliche Ausstieg?
Häck: Der verlief relativ reibungslos: Meine Vorgesetzten hatten bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte, ich nicht mit vollem Einsatz dabei war - auch wenn das nie offen ausgesprochen wurde. Zum Schluss gab es einen "goldenen Handschlag", beide Seiten konnten zufrieden sein.
Gilt man in der globalen, schnellen Wirtschaftswelt nicht schnell als Verlierer, wenn man das Tempo nicht mithält?
Häck: Meine Frau hat immer zu mir gehalten. Die anderen Reaktionen waren eher verhalten, großen Zuspruch bekam ich nicht. Mein Bruder sagte, ich sei verrückt, eine sichere Position aufzugeben. Downshifting bedeutet ja auch - zumindest zunächst - erstmal einen Schritt zurückzugehen, damit konnten sich viele meiner Freunde nicht identifizieren.
Bei Ihnen ist der Plan aber aufgegangen.
Häck: Trotzdem war es zunächst schwer. Schließlich bin ich als Haupternährer der Familie weggefallen. Wenn ich Kinder hätte, wäre mir der Schritt sicherlich noch schwerer gefallen.
Sie sind nun selbstständig. Coachen im Bereich Hotelmanagement Führungskräfte, wie Sie selbst eine waren. Ist das nicht auch viel Arbeit?
Häck: Natürlich. Manchmal arbeite ich heute 17 Stunden am Tag. Aber ich kann mir die Zeit selbst einteilen. Selbstbestimmung ist da ein wichtiger Aspekt: Wenn ich mal keine Lust habe, setze ich mich halt auf die Terrasse und genieße das Leben.
Würden Sie den Weg des "Downshifting" weiterempfehlen?
Häck: Ich bin nicht davon überzeugt, dass Downshifting selbst glücklich macht. Wenn ich etwas mache, das mir keine Freude bereitet, bringt es auch nichts, weniger Zeit darein zu stecken. Es kommt darauf an, sich selbst zu erfüllen - dann ist die Stundenzahl, die für Freizeit bleibt, nebenrangig.
Sind Sie nun glücklicher?
Häck: Mir ging es nie besser als heute. Die Entscheidung war - neben der, meine Frau zu heiraten - die beste meines Lebens.