Von Geißeltierchen und bergischen Löwen
Der trübe Himmel und die tristen Aussichten sorgen für gedämpfte Laune. Herbststürme fegen über unsere Stadt und entkleiden schamlos die Bäume, die nun für die nächste Zeit ebenso nackt im Wind stehen müssen wie wir Wuppertaler Bürger.
Die bislang von der Vogelgrippe verschonten Zugvögel fliehen in Begleitung einiger von der Schweinegrippe verschonter Rentner schnatternd gen Süden zum Überwintern. Alle anderen warten auf den Impfstoff, um doch noch zu überleben.
So ist er, der Herbst. Hübsch eingewickelt finden sich im goldgelben Laub übelriechende Exkremente streunender Hunde. Kein schöner Anblick. Helfen könnte hier nur die FDP, deren ausdrückliches Anliegen vor der Wahl war, mit sogenannten Bello-Boxen die verbliebenen Ausscheidungen der Vierbeiner zu reduzieren. Aber das war eben vor der Wahl.
Ja, Mensch und Tier haben es schwer in diesen Tagen. Während der mutwillig umgesiedelte Kammmolch auf dem Scharpenacken weiter um sein Leben kämpft, ging es dem beliebten Grünfink bereits ans Leder. Allein sechzig mausetote Singvögel wurden in Vohwinkel einzeln betrauert. Schuld am Ableben der gefiederten Freunde ist der Einzeller "Trichomona gallinea", ein hinterhältiges Geißeltierchen.
Aber das ist bei Weitem nicht die einzige Schreckensmeldung. Während der Zirkus-Löwe "Cäsar" einfach mal mitsamt seiner Behausung geklaut und erst nach einer wahren Odyssee gerettet wurde, muss der bergische Löwe Horst Ellinghaus trotz seines unermüdlichen Einsatzes für das Wohl aller Wuppertaler seinen gemütlichen Stuhl im Landtag bald räumen. Im Gegensatz zum Grünfinken allerdings waren für sein politisches Ableben keine Ein-, sondern eindeutig mehrere Mehrzeller verantwortlich.
Und jetzt auch noch das Drama um den Auszubildenden Matthias Nocke, dessen Qualifikation zum Dezernenten für Bildung, Sport und Kultur unlängst in Frage gestellt wurde. Ob seine Bewerbung zum ordentlichen Dezernenten Zustimmung aus Düsseldorf findet, ist bei der Fülle der Dezernenten und der gähnenden Leere der Kassen fraglich. So bleibt Nocke weiterhin befristeter Mitarbeiter der noch vollschlanken Verwaltung.
Hingegen wird Thomas Uebrick, der mit einem FDP-Freifahrtschein seit längerem als geringfügig Beschäftigter die Lohnliste ziert, wohl bald wie Ellinghaus auf der kalten Straße stehen. Der krönende Abschluss dieser windigen Herbsttage ist die soeben veröffentlichte "Liste der Grausamkeiten". Deren Inhalt wird nicht einmal mit einigen Gläsern Glühwein auf dem in Kürze eröffneten Weihnachtsmarkt zu ertragen sein, Ehrenwort.