Die letzte Ruhe zahlt immer öfter die Stadt

Die Zahl der Armenbegräbnisse in Wuppertal steigt stetig an. Für die Zukunft wird erwartet, dass sich dieser Trend verstärkt.

Wuppertal. Immer mehr alte Menschen in Wuppertal leben allein und sind zudem bedürftig. Das ist der Grund, dass die Stadt jedes Jahr mehr Geld für sogenannte Sozialbestattungen ausgeben muss. In diesem Jahr sind 360000 Euro für diese Begräbnisse eingeplant, wie Uwe Temme, Leiter des Wuppertaler Sozialressorts, auf Anfrage der WZ bestätigte.

Wurden im Jahr 2003 noch 135 Wuppertaler auf diese Art und Weise beerdigt, waren es 2008 schon 159. Für dieses Jahr geht die Stadt von 165 Sozialbestattungen aus. Das hängt auch damit zusammen, dass die gesetzlichen Krankenkassen seit 2005 kein Sterbegeld mehr zahlen. Aber: Die wirtschaftliche Entwicklung Wuppertals ist viel entscheidender für diesen Trend.

"Das wird in den nächsten Jahren immer mehr werden", prognostiziert denn auch Temme. Wenn, wie erwartet, die Arbeitslosenzahlen im nächsten Jahr steigen werden, dann wird es im Tal und auf den Höhen auch mehr solcher "Armenbegräbnisse" geben. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen keine durchgängigen Erwerbsbiographien haben, dementsprechend schlecht im Alter finanziell ausgestattet sind. Ein weiterer Faktor: Die Menschen leben öfter alleine, also gibt es auch weniger Kinder, die bereit sind, die Kosten zu übernehmen.

In Wuppertal leistet das Sozialamt oft noch mehr, als es von Rechts wegen müsste, wie Temme betont, So sei es üblich, dass für Blumen und Kreuze zu einer Beerdigung gesorgt werde. Zudem richtet sich die Stadt nach dem Willen des Verstorbenen, so er denn bekannt ist. Das bedeutet: Wer nicht in einer Urne sondern in einem Sarg beerdigt werden möchte, der wird es in Wuppertal auch. Das ist in anderen Städten längst nicht mehr der Fall.

Das Sozialamt ist gezwungen zu prüfen, ob es Angehörige des oder der Verstorbenen gibt, die die Kosten einer Bestattung zu übernehmen haben. Aber: Wenn innerhalb einer Woche klar ist, dass es niemand gibt, der dafür in Frage kommt, oder dies zweifelhaft ist, dann tritt erst einmal die Stadt Wuppertal in Vorleistung.

Auch das ist nicht immer so: In Köln hatte das Sozialamt vom einem Angehörigen verlangt, sich an die Schwiegermutter zu wenden, um die Kosten für ein Begräbnis von ihr erstattet zu bekommen. Die jedoch hatte keine Lust, zu zahlen. Ein solch unwürdiges Gerangel soll es hier nicht geben.

Für die Stadt Wuppertal wird auch noch eine andere Form der Bestattung teurer. Es handelt sich um die Bestattungen über das Ordnungsamt nach Bestattungsgesetz. Das sind Fälle, in denen kein Angehöriger zu ermitteln ist und geklärt werden muss, ob der Verstorbene noch Geld hatte oder ob es Verwandte gibt, die zahlen könnten. Die Fallzahlen steigen ebenfalls: 2003 wurden 283 untersucht. In diesem Jahr wurden bis Juni 177 Fälle eingeleitet und 51 von der Stadt bezahlt. Diese Bestattungen werden in einfacher Form als Feuerbestattung vorgenommen. "Wenn jedoch bekannt ist, dass der Verstorbene unbedingt eine Erdbestattung wollte, dann bekommt er die auch", sagt Uwe Temme.