„Ein Denkmal passt nicht zu Rau“
Die Stadt will in anderer Form an den früheren Bundespräsidenten erinnern — so seit gestern mit einer Tafel an der Schule Schützenstraße.
Wuppertal. Am Eingang zur Gemeinschaftsgrundschule Schützenstraße wird seit Freitag mit einer Gedenktafel an Johannes Rau erinnert. 1937 wurde der gebürtige Barmer am Sedansberg eingeschult, wenig später zogen er und seine Mitschüler in die Schule an der Schützenstraße um, die Rau bis zu seinem Wechsel auf das Gymnasium Siegesstraße besuchte. „Was wir brauchen, ist eine Schule, die Kindern und Jugendlichen Selbstbewusstsein gibt“, steht auf der Gedenktafel unter einem Fotoporträt des 2006 in Berlin verstorbenen früheren Bundespräsidenten.
Als Oberbürgermeister Andreas Mucke am Freitagmorgen die Tafel enthüllte, begleiteten ihn die Viertklässler Irina und Sami mit Trommelschlägen. Petrus gab derweil kräftig seinen Segen dazu, weshalb Rektorin Claudia Hoppius den zweiten Teil der Enthüllungsfeier ins Trockene der Aula verlegte. Die Schulleiterin übermittelte Grüße von Christina Rau, die sich über diese Art des Erinnerns an ihren verstorbenen Mann besonders freue. Johannes Rau hätte vermutlich keinen großen Wert darauf gelegt, dass Plätze nach ihm benannt werden. Er habe vielmehr gewollt, dass Menschen darüber nachdenken, was die Gesellschaft zusammenhält. Dazu passe das Zitat auf der Gedenktafel. „Ein vier Meter hohes Denkmal wie für Friedrich Engels würde nach meiner Meinung nicht zu Johannes Rau passen. Ich finde es besser, Stellen in der Stadt zu kennzeichnen, die in Bezug zu Rau stehen und Orte zu kennzeichnen, wo er gewirkt hat“, sagte Andreas Mucke.
Schuldezernent Stefan Kühn erinnerte daran, dass sich Rau in allen Stationen seines politischen Lebens für Bildung eingesetzt habe. Ihm selbst sei in der Nachkriegszeit eine universitäre Bildung verwehrt geblieben, weil er eine Lehre als Buchhändler aufnahm, um Geld zu verdienen, Stefan Kühn und die Sozialarbeiterin Kathrin Klingebiel hatten auf einem Foto des Schuljahres 1939/1940 der Volksschule Schützenstraße Johannes Rau entdeckt. Daraus entwickelte sich die Idee für die Gedenktafel.
Eine lebensgroße Statue in Bronze, wie sie seit 2007 in Düsseldorf vor der früheren Staatskanzlei am Horion-Platz steht, sucht man in Raus Heimatstadt vergebens. Renate Warnecke, Vorsitzende des Schulausschusses, und der Barmer Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke sind sich mit Andreas Mucke darin einig, dass dies kein Mangel ist. Ein Denkmal entspreche nicht dem Wesen Johannes Raus. Ungeduldig ist Andreas Mucke allerdings, was die Umsetzung der Pläne für eine Johannes-Rau-Bibliothek auf dem Campus Freudenberg der Bergischen Universität betrifft. „Ich wünsche mir eine baldige Realisierung“, sagte Mucke. Den symbolischen ersten Spatenstich hatten Christina Rau und die frühere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Januar 2016 vorgenommen. Einen konkreten Termin für den Baubeginn gibt es allerdings immer noch nicht. Dass sich die Zuständigkeiten durch den Regierungswechsel im NRW-Landtag geändert haben, dürfte die Umsetzung der Pläne nicht beschleunigen. „Ich bin aber weiterhin optimistisch. Das Projekt hat jetzt Entscheidungsreife“, sagt der Landtagsabgeordnete Dietmar Bell.