Ein Nachhall vom Schicksal der Opfer
Geschichte: Wie die Alte Synagoge an die NS-Zeit erinnert, obwohl die Zeitzeugen weniger werden.
Wuppertal. Einem "Abschied von der Zeitgenossenschaft" blickt die Begegnungsstätte Alte Synagoge allmählich ins Auge - und damit auch einer schmerzlichen Wahrheit. Denn die Menschen, die vom Holocaust und dessen Folgen aus eigenem Erleben berichten können, werden immer weniger. Das Erinnern an die Nazi-Zeit und ihre Greuel für die Jüngeren anschaulich wachzuhalten, kann so manchmal nur auf einem indirekten Weg geschehen.
So kam mit Hanna Renning, der Enkelin des früheren langjährigen Elberfelder Rabbiners Joseph Norden, kürzlich gleichsam ein Zeitzeuge der zweiten Stunde in die Begegnungsstätte. Denn ihr Erinnern wie auch das ihres Mannes Dieter Renning war schon fast nur noch ein Nachklang. Sie habe als Kind viel von Wuppertal gehört, sagte Hanna Renning mit einem schwachen amerikanischen Akzent. Als "Brückenmenschen" habe der Vater die gesamte Familie bezeichnet - Menschen, die eine Brücke zwischen Kontinenten und Religionen schlagen. Denn die Eltern lebten nach dem Verständnis der Nazis in einer "Mischehe", was sie dazu zwang, zunächst nach Panama, dann in die Vereinigten Staaten auszuwandern.
Was es bedeutet, die Heimat in der Heimatlosigkeit finden zu müssen, sich schließlich an einem Ort niederzulassen, der austauschbar wäre, das vermochte das Ehepaar Renning eindrucksvoll darzustellen. Affen und die Ruinen von Panama City, das benannte Hanna als ihre frühen Erinnerungen, die - hätte das Schicksal einen geraderen Weg genommen - vielmehr von der Schwebebahn geprägt wären. Nun leben sie und ihr Mann in Kalifornien, ist die Familie in alle Welt verstreut, liegen mindestens drei Dutzend ihrer Verwandten als Opfer der Judenverfolgung in unbekannten Gräbern.
Hannas Schwester hat Deutschland nie wiedersehen wollen, der Bruder fühlte sich immerzu im Exil und hat schließlich doch eine Deutsche geheiratet, Hanna selbst hat, wie zuvor sogar die Eltern, ihren Frieden mit Deutschland gefunden. Was sie und ihr Mann berichteten, hat die Begegnungsstätte während des Vortragsabends filmisch dokumentiert, um auch dem Abschied von der Zeitgenossenschaft ein Denkmal zu setzen.