Eltern-Kind-Lernraum: In der Bibliothek darf gespielt werden

Die Bergische Universität hilft Studierenden mit Kindern: In der Bibliothek gibt es jetzt einen Lernraum mit Kinder-Spielzeug.

Wuppertal. Absolute Ruhe, das ist in den Räumen jeder Universitätsbibliothek geboten, auch in Wuppertal. Stundenlang schweigend dasitzen - das halten selbst Studierende nicht immer aus, für kleine Kinder ist es kaum möglich. Was also tun, wenn man studiert und in der Bibliothek lernen muss, aber Kinder hat, die man nicht alleine lassen kann?

An der Bergischen Universität soll ein neuer Eltern-Kind-Raum das Leben oder zumindest das Lernen für Studierende mit Nachwuchs, erleichtern. Sie können dort für ihre Hausarbeiten recherchieren und lesen oder für Klausuren lernen, sich aber auch in Gruppen zur Referatsvorbereitung treffen. Die Kinder dürfen mitkommen. Und damit die Kleinen ihre Eltern nicht beim Lernen stören, gibt es Spielzeug und Kinderbücher zum Zeitvertreib.

Eingerichtet und finanziert wurde der Raum durch Spenden, von der Universitätsbibliothek und dem Gleichstellungsbüro der Uni. Tina Schulz (25) ist dort Ansprechpartnerin für Studierende mit Kind. Die junge Frau ist selber Mutter von zwei Kindern und weiß, dass der Lernraum die Familienfreundlichkeit an der Uni steigert. "Ich musste mal 100 Seiten aus einem Buch in der Bibliothek kopieren, das war für meine Tochter total langweilig. Als Highlight haben wir dann zwischendurch ihren Arm und ihre Hand kopiert." Es sei aber sehr anstrengend die Kinder ständig zu ermahnen, ruhig zu sein. Das Problem kennen sieben Prozent aller Studierenden an der Bergischen Universität - so viele haben Kinder.

Auch Olga Gerdt (35) ist eine von ihnen. Ihre Augen strahlen, wenn sie von Katharina Elisabeth (12) und Alex (7 Monate) spricht, für die sie voll und ganz da ist - außer wenn sie im Hörsaal, in der Bibliothek oder in einer Klausur sitzt. Die junge Frau versucht das Muttersein und das Studium unter einen Hut zu bringen.

Seit 2002 studiert sie Wirtschaftswissenschaften an der Bergischen Universität. "Das Studium ist toll, aber ich kann mich natürlich nicht zu 100 Prozent darauf konzentrieren", sagt Olga. Auch deshalb hinkt sie im Studium etwas hinterher und hat ihr Grundstudium noch nicht beendet. Olga muss den Haushalt machen, mit den Kindern zum Arzt gehen, oder ihre Tochter zum Klavierunterricht bringen - die Bücher kommen dabei oft zu kurz. Schließlich hat Olga auch noch einen Nebenjob - der Lohn ihres Mannes Aleksander (35) reicht nicht für alle Ausgaben.

Wie sie das managt? Ihre Tochter besucht das Gymnasium und ist relativ selbständig. Ihre Eltern - sie wohnen direkt nebenan - passen auf den kleinen Alex auf, wenn Olga Vorlesungen hat. Und dann rast sie zum Hörsaal - sie muss nicht sehr weit, denn Olga Gerdt wohnt ganz in der Nähe der Uni in der Südstadt.

Was ihre Tochter zu einer studierenden Mami sagt? Manchmal sei es Katharina etwas peinlich, aber wenn es um die Schule geht, sei die schlaue Mama wieder hilfreich. "Ich kann ihr bei allen Hausaufgaben helfen, das findet sie toll."

Da Olga Gerdt bei sich zu Hause stets abgelenkt wird, ans Spülen, einkaufen oder bügeln denkt, lernt sie meist in der Uni. Den neuen Eltern-Kind-Raum will Olga in Zukunft gerne nutzen, damit sie nicht immer ihre Eltern bitten muss, auf die Kleinen aufzupassen.