„Ein Praktikum ist der erste Schritt in den Betrieb“
Tanja Hesch ist Leiterin der Berufsberatung und spricht über Chancen, Ausbildungsplätze und Bewerbungen.
Wuppertal. Die Hälfte der Sommerferien ist bald vorüber und so mancher Schulabgänger steht noch ohne Ausbildungsplatz da. Tanja Hesch, Leiterin der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, gibt im Gespräch mit der WZ hilfreiche Tipps, damit es mit der Ausbildung klappt.
Frau Hesch, was raten Sie Schulabgängern, die jetzt noch keinen Ausbildungsplatz haben?
Tanja Hesch: Noch ganz dringend einen Termin bei der Berufsberatung zu machen, persönlich oder telefonisch. Und natürlich bewerben, was das Zeug hält.
Was ist mit denen, die noch nicht wissen, was sie machen wollen?
Hesch: Es gibt relativ viele Orientierungsangebote. Wichtig ist, dass die Jugendlichen für sich zunächst herausfinden, was sie gerne machen, was ihnen gefällt, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Dabei können auch Gespräche mit Lehrern, Eltern und Freunden helfen. Dann sollten sie eine Liste erstellen mit Berufen, die in Frage kommen. Ein Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ) hilft ebenfalls, weil dort ein neutraler Raum mit viel Information geboten wird und Berater Fragen beantworten.
Wo kann man sich neben dem BIZ noch über Berufsmöglichkeiten informieren?
Hesch: Im Internet gibt es eine Vielzahl an Angeboten, wie beispielsweise planet-beruf.de oder berufe.net. Auf diesen Plattformen sind zahlreiche Arbeitsfelder vertreten, und es gibt sogar kleine Filme, in denen gezeigt wird, wie bestimmte Berufe aussehen. Natürlich kann man auch in der Jobbörse der Agentur für Arbeit selbst Stellen suchen.
Ist es denn realistisch, noch für dieses Jahr einen Ausbildungsplatz zu bekommen?
Hesch: Es gibt noch eine ganze Reihe an freien Stellen. Die Frage ist dabei auch immer: Wie aufgeschlossen und engagiert ist der Jugendliche? Die meisten Ausbildungen beginnen zum 1. August und 1. September und so lange ist auch Bewegung drin, weil es auch immer noch Auszubildende gibt, die abspringen oder eine andere Stelle annehmen. Da heißt es: Augen und Ohren offen halten und die Hoffnung nicht aufgeben.
In Anbetracht des Fachkräftemangels: Gibt es Branchen, in denen dringend gesucht wird?
Hesch: Im Prinzip ist es eine große Bandbreite an Berufen, in denen Azubis dringend benötigt werden. In Wuppertal ist es zurzeit vor allem der Altenpflegebereich genauso wie Elektrotechnik, Lagerlogistik und Bäckerei. Aber auch Bürokauffrauen und -männer sowie Augenoptiker werden noch gesucht.
Wie flexibel müssen Schulabgänger auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sein?
Hesch: Im Prinzip brauchen die künftigen Auszubildenden in drei Bereichen Flexibiltät: Berufliche, sprich dass sie sich nicht auf einen Beruf fixieren, sondern auch mal rechts und links schauen und artverwandte Jobs betrachten. Regionale Flexibiltät: Auch die Nachbarstädte sollten bei der Suche einbezogen werden. Dabei sollten sich die Jugendliche aber vorher überlegen, wie weit sie fahren wollen. Und der dritte Punkt betrifft den Urlaub: Ist der Jugendliche bereit, für den Antritt einer Stelle den bereits geplanten Urlaub zu streichen, bevor er gar keine Stelle hat?
Was raten Sie Jugendlichen als Überbrückung in den Sommerferien?
Hesch: Ein Praktikum. Sich beim potenziellen Ausbildungsbetrieb anbieten, das ist der erste Schritt. Ein Praktikum macht sich im Lebenslauf immer gut.
Apropos Lebenslauf: Was gehört zu einer gelungenen Bewerbung?
Hesch: Form- und Rechtschreibfehler sollten natürlich vermieden werden. Desweiteren sollte die Bewerbung individuell sein. Es sollte drinstehen, warum man sich für die Ausbildung interessiert. Bei kreativen Berufen sollte auch die Bewerbung kreativ sein. Im BIZ gibt es regelmäßig Hilfe beim Bewerbungsschreiben.