Ein Wuppertaler fotografiert die Kriege und Krisen der Welt
Der Fotojournalist Martin Specht lebt in Wuppertal. Einen Großteil des Jahres verbringt er im Irak und Afghanistan.
Herr Specht, Sie fotografieren überwiegend in Krisen- und Kriegsgebieten. Bringen Sie sich dadurch selbst regelmäßig in Gefahr?
Martin Specht: Ich empfinde das natürlich nicht so, sonst würde ich es nicht machen. Es ist mit Sicherheit riskant und manchmal auch gefährlich. Aber auf mich wirkt es eigentlich nicht so.
Was war das erste Krisengebiet, das Sie bereist haben?
Specht: Das war wohl der Irak 1991. Dem bin ich ja auch bis heute treue geblieben, wahrscheinlich habe ich inzwischen viele Jahre meines Lebens dort verbracht. Später kamen der Balkankonflikt, Afrika, Afghanistan.
Müssen Sie sich Ihre Ansprechpartner vor Ort selber suchen, oder gibt es in Krisengebieten feste Abläufe für Journalisten?
Specht: Im Irak musste man sich vor 20 Jahren akkreditieren. Man sucht sich aber auch seine Kontakte und Gesprächspartner im Land direkt, das läuft immer unterschiedlich ab. Heute geht aber viel mehr schon im Vorfeld von Deutschland aus — eben mit den Mitteln der modernen Kommunikation. Vor Ort ergibt sich aber auch immer viel.
Wie würden Sie eine „typische“ Reise beschreiben?
Specht: Im Kongo ist es natürlich anders als im Irak und dort wieder anders als in Afghanistan. Ich habe mittlerweile viele Kontakte vor Ort — Übersetzer, Fahrer oder Leute, bei denen ich wohne. Das ist wirklich von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Zum Teil arbeite ich ja auch mit Autoren, die über etwas Bestimmtes berichten, und bin nicht alleine mit meiner Kamera unterwegs. Oft ergeben sich die besten Dinge zufällig, manche Ideen entwickeln sich über eine gewisse Zeit — es kommt immer auf die Umstände an.
Würden Sie Ihre Arbeit als Kunst oder als knallharte Darstellung der Realität bezeichnen?
Specht: Also, knallhart ist es sicherlich nicht. Ich arbeite mit einem hohen Maß an Sensibilität, die Darstellungsweise ist bei mir sehr persönlich. Ich begleite diese Themen ja über einen langen Zeitraum. Und es geht immer um Menschen. Meine Bilder sind ja keine Polizeifotos, sondern folgen häufig einer subjektiven Ästhetik. Manchmal ist es aber körperlich unheimlich anstrengend, vor allem in Afghanistan. Da geht man immer so viel zu Fuß, bergauf und bergab.
Schaffen Sie es denn, bei all der Brutalität in den Krisengebieten unparteiisch zu bleiben?
Specht: Ich habe eine gewisse Distanz. Ich bin ja von keinen Interessen betroffen, da ich keiner der kriegführenden Parteien angehöre. Ich bin schon fähig zu einem hohen Maß an Objektivität, denke ich. Aber natürlich lebe ich zum Teil sehr lange mit den Menschen zusammen — da gibt es dann schon Sympathien und ein anderes Verständnis von Konflikten, als würde man alles rein sachlich betrachten.
Teilen Sie das Bild des gerechten Krieges, das uns in der westlichen Welt häufig gezeigt wird, oder hat sich Ihre Einschätzung verändert?
Specht: Afghanistan als einheitliches Land existiert ja nur virtuell. In Kabul sind wahrscheinlich viele Leute froh, nun liberaler leben zu können. Aber der paschtunische Süden hat eine ganz andere Realität als Kabul. Es ist ein zerrissenes Land, das nicht mal eine einheitliche Sprache hat. Von daher sehe ich vielleicht manches anders.
Das vollständige Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der WZ Wuppertal.