Tschernobylhelfer: „Wir lassen uns nicht instrumentalisieren“
Der Wuppertaler Konvoi ist aus Weißrussland zurück — mit vielen Eindrücken und deutlichen Worten.
Wuppertal. Hinter der Wuppertaler Hilfe für Kinder von Tschernobyl liegt ein erfolgreicher Spenden-Transport nach Weißrussland — bevor vom 6. Juni bis zum 4. Juli 22 Kinder aus dem Krisengebiet auf Einladung der Initiative ihre Ferien in Wuppertal verbringen. Nach ihrer Rückkehr aus den Gebieten, die bis heute unter der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl leiden, stellt Mit-Organisatorin Angela Dicke im Gespräch mit der WZ vorab eines klar: „Wir lassen uns nicht instrumentalisieren.“
Das sagt die Wuppertalerin mit Blick auf die Atom-Diskussion angesichts des Unglücks in Japan. Auch in Wuppertal werde vieles nicht differenziert und auch versucht, Initiativen wie die Kinderhilfe „vor den Karren zu spannen“. Bei allem Verständnis für die Anti-Atom-Bewegung stelle sie sich nach all den Höhen und Tiefen der humanitären Hilfe für Weißrussland jetzt vor allem eine Frage: „Wo waren die Menschen, die heute demonstrieren, in den vergangenen 25 Jahren, als es darum ging, den Menschen dort zu helfen?“ Mit Blick nach Japan laufe vieles nur darauf hinaus, sich zu fragen: „Was kann uns hier in Deutschland passieren?“
Die Antwort darauf bekomme man bei jedem neuen Hilfstransport — in verstrahlten Gegenden, in denen Krankheit und Tod auch 25 Jahre nach Tschernobyl Alltag sind und selbst ein Stück Schokolade für die Kinder „immer noch ein Traum ist“.
Und die Lastwagen mit neun Helfern brachten weit mehr in die Dörfer, Praxen, Heime, Schulen und Kindergärten. Pakete mit Lebensmitteln gehörten ebenso dazu wie eine Kindergarten-Ausstattung. Nach dem Bombenschlag in Minsk und im Zeichen der Staatskrise sei die Lage im Land angespannt: Es gebe keine Devisen, dafür aber umso mehr Soldaten auf den Straßen. Auch Fukushima sei bei den Weißrussen ein Thema und sorge für gemischte Gefühle. Dicke: „Ohne Fukushima wäre Tschernobyl doch immer noch ein alter Hut.“ Umso konsequenter arbeite man weiter an der humanitären Hilfe für das vergessene Land.