Wuppertal Eklat: Barmer TV-Vorstand nicht entlastet

Eklat bei Wuppertals ältestem Verein. Von denen, die mit Nein gestimmt hatten, äußerte sich niemand. Neuwahlen sind vertagt.

Foto: Fries/Hiege

Wuppertal. Die Worte des Ehrenvorsitzenden Gerhard Krämer klangen eindringlich wie dramatisch: „Ich bin seit 67 Jahren im Verein, aber einen solchen Vorgang hat es noch nicht gegeben. Andere Klubs fusionieren, weil sie keinen Vorsitzenden finden. Wollt ihr das?“, donnerte er am Mittwoch auf der Jahreshauptversammlung des Barmer TV von 1847. Was war in Wuppertals ältestem Verein — mit rund 1600 zudem ein großer — geschehen?

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Soeben hatte eine Mehrheit der rund 100 zur Versammlung erschienenen Mitglieder den Vorstand um den Vorsitzenden Ralf Schröder nicht entlastet. Schröder, der vor zwei Jahren das Amt vom nicht mehr kandidierenden Wolfgang Killing übernommen hatte — auch weil sich damals niemand anderes fand — bot seinen sofortigen Rücktritt an. Minutenlang herrschte Ratlosigkeit, zumal auch niemand bereit war, sich offen zu den Gründen der Nicht-Entlastung zu äußern.

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In einigen Abteilungen gibt es offenbar Vorbehalte gegen den Vorstand, der noch aus Schröders Ehefrau Bärbel und Geschäftsführerin Barbara Obrig, deren Mann Wulf als Sprecher und Abteilungsleiter Basketball fungiert, besteht. Sie sehen dadurch die großen Abteilungen Basketball und Tanzen zu sehr bevorzugt, wie ein Mitglied gegenüber der WZ durchblicken ließ.

Die Nicht-Entlastung, die sich laut Satzung nur auf die Vorlage der Jahresbilanz bezieht, wie sich erst langsam klärte, durfte als Misstrauensvotum gewertet werden. Ein sofortiger Rücktritt wie Ralf Schröder ihn „ohne beleidigt zu sein“ anbot („Ich habe mich nicht nach dem Amt gedrängt, wenn es ein anderer machen will, bitteschön.“), ist insofern auch gar nicht möglich.

Auf die Neuwahl des Vorstands, die ebenfalls noch auf der Tagesordnung gestanden hatte, verzichtete man folgerichtig und vertagte sich. Einen Gegenvorschlag, wer den Vorsitz übernehmen wolle, gab es nicht. Hans-Werner Jahn, Abteilungsleiter der Leichtathleten, der vorgeschlagen wurde, winkte gleich ab. „Ich bin zwar nicht mit allem einverstanden, was der Vorstand macht, aber ich hätte ihn wiedergewählt“, sagte er.

„Was haben die denn falsch gemacht? Letztes Jahr gab es ein Defizit in der Bilanz von 41 000 Euro und den Auftrag das zu reduzieren, jetzt liegt es bei 10 000 Euro. Sie haben doch einen guten Job gemacht“, verteidigte ein Mitglied den Vorstand, konnte aber die Opposition, die momentan keinen erkennbaren Kopf hat, nicht aus der Reserve locken. Ralf Schröder setzte eine Vier-Wochen-Frist, in der sich diejenigen, die den Vorstand nicht entlastet haben, formieren und ihre konkrete Kritik äußern können. Die Einladung zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, in der dann der Vorstand gewählt würde, habe erst danach Sinn.

Schröder: „So lange führen wir die Geschäfte natürlich weiter.“ Zu einem ausgewogenen Verhältnis von Breitensport und Leistungssport im Verein, das manche Mitglieder offenbar nicht so sehen, bekenne er sich weiter ausdrücklich. Leistungsport seien Basketball, Tanzen, Turnen und Taekwondo, die damit auch die Außenwirkung des aus 16 Abteilungen bestehenden Großvereins stärkten.

„Wir hatten im Vorfeld Abteilungsleiter-Sitzung, da hätte doch jeder seinen Bedarf anmelden können“, sagte Bärbel Schröder, die sich selbst als Kind des BTV bezeichnet, ehemalige Leistungsturnerin ist und jetzt die Tanzsportabteilung führt. Viele von denen, die am Mittwoch gegen die Entlastung des Vorstands gestimmt hätten, wüssten wohl gar nicht, welche Konsequenzen das habe, mutmaßte sie.